Die Renovierung des Stammhauses, ein Erweiterungsbau, die neustrukturierte Dauerschausammlung und nicht zuletzt die Sonderausstellungen machen das Opening zu einem Pflichttermin für Freund*innen der Kunst.
»There is an art to celebration too«, erklärt das Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen auf seiner Website. In der Tat: »Richtig zu feiern, ist eine Kunst«, und im Vorfeld der langersehnten Wiedereröffnung, die am letzten September-Wochenende über die Bühne geht, gewinnt man den Eindruck, dass sich das KMSKA auf diese Kunst versteht. Auf dem Vorplatz des Museums wird am 24. und 25. September geschäftiges Treiben herrschen: Performances, DJ-Acts, eine Ballett-Aufführung, ein Chor mit 120 Sänger*innen und anderes mehr stimmen ein auf das, was das Publikum im Inneren des rundumerneuerten Prachtbaus erwartet.

Die Dauerschausammlung präsentiert sich mit rund 650 der knapp 8 500 Kunstwerke, die zum Bestand des Museums gehören. Ein Streifzug durch die Kunstgeschichte, der im 15. Jahrhundert einsetzt. Bis heute bezaubern die Bilder der »Flämischen Primitiven«, also altniederländischer Meister wie Jan van Eyck oder Rogier van der Weyden, durch ihren subtilen Realismus. Der Barock, eine weitere Glanzzeit der flämischen Kunst, ist im KMSKA durch Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck, Jacob Jordaens und andere wichtige Maler hervorragend vertreten. Das gilt in noch stärkerem Maße für den belgischen Symbolisten James Ensor (1860-1949). Das KMSKA besitzt die weltweit größte Sammlung von Werken des »Malers der Masken«.
Der Altbau, in dem fortan die Kunst vor 1880 gezeigt wird, hat durch das Rotterdamer Büro KAAN Architecten eine Verjüngungskur erfahren. Jetzt erstrahlt der Fin-de-Siècle-Tempel wieder im alten Glanz. Ungewöhnlich das KAAN-Konzept, vier ehemalige Innenhöfe als Areal für den Erweiterungsbau zu nutzen. Die zehn neuen, großzügig geschnittenen Säle in makellosem Weiß, gewidmet der nach 1880 entstandenen Kunst, erweitern die Ausstellungsfläche im Museum um immerhin 40 Prozent.

Ist die Dauerschausammlung das Standbein eines Museums, so kann man die Sonderausstellungen als Spielbein betrachten. Gleich drei davon, gewidmet Ives Maes, Michel Seuphor und dem Langzeit-Prozess der Museumsrestaurierung, bietet das KMSKA zur Wiedereröffnung. In seinem Projekt »Cosmorama« verknüpft der belgische Fotokünstler Ives Maes die Geschichte der Weltausstellungen mit der Entwicklung der Fotografie – die junge bildnerische Disziplin nahm in der Mitte des 19. Jahrhunderts Fahrt auf. Von der Premiere in London im Jahr 1851 bis zur EXPO in Mailand (2015) hat Maes sämtliche Schauplätze besucht und dokumentiert. Oft dienten die mit immensem Aufwand veranstalteten Weltausstellungen als Katalysator für Museen vor Ort – 1885, als in Antwerpen die erste belgische EXPO stattfand, hatte der Bau des KMSKA gerade erst begonnen.
Die Sonderausstellung zu Michel Seuphor (1901-1999) wirft ein Schlaglicht auf einen ungemein vielseitigen Künstler, der als Maler, Zeichner, Keramiker und Kunstkritiker brillierte. Ferdinand Berckelaers, wie sein eigentlicher Name lautet, ging 1925 von Antwerpen nach Paris. Als Vertreter der Abstraktion war er an vielen wichtigen Ausstellungen beteiligt, beispielsweise an der documenta 2 in Kassel (1959). Die Ausstellung im Grafikraum des KMSKA zeigt Zeichnungen mit fein ausbalancierten horizontalen Linien – 57 dieser Blätter erhielt das Museum 2021 als Schenkung. Bei der dritten Wechselpräsentation, betitelt »The Making of«, handelt es sich schließlich um eine Ausstellung in eigener Sache. Am 1. Mai 2011 musste das Königliche Museum für Schöne Künste wegen der Generalinstandsetzung seine Pforten schließen. Für Karin Borghouts der Startschuss für ein fotografisches Langzeitprojekt. Bis zuletzt hat die in der Nähe von Antwerpen lebende renommierte Architekturfotografin die Metamorphose des KMSKA mit der Kamera beobachtet. Ihre Aufnahmen fangen den langwierigen Prozess wie in einem Zeitraffer ein.
Wer sich über zukünftige Ausstellungen informieren oder generell in Sachen KMSKA auf dem Laufenden bleiben will, dem sei der Newsletter des Museums empfohlen. Name und E-Mail-Adresse eingeben, und schon ist man kontinuierlich up to date.
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