Die Renovierung des Stammhauses, mehr noch der Erweiterungsbau des Museums, den das Rotterdamer Büro KAAN Architecten entworfen hat – sie fallen wohl jedem ins Auge, der das Museum vom 24. September an besucht. Dass die Dauerschausammlung eine neue Struktur erhalten hat, wird zumindest alten KMSKA-Fans nicht entgehen. Hinter den Kulissen aber ist während der elfjährigen Schließung noch viel mehr passiert. Etliches aus der großartigen, über 8.000 Werke umfassenden Sammlung wurde in dieser Zeit restauriert.
Parallel lief die Forschung zu den wichtigsten Künstlern des Museums auf Hochtouren. Untersucht wurde etwa die Provenienz von rund 20 Gemälden, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den Bestand gelangten. Vor allem zu Peter Paul Rubens und James Ensor, den beiden Zentralgestirnen am KMSKA-Himmel, haben die am Haus beschäftigten Kunsthistoriker*innen viele neue Erkenntnisse gewinnen können.
Durch Materialanalysen und fotografische Detailvergrößerungen konnte das 2007 ins Leben gerufene „Rubens Research Project“ etwa unser Wissen über Maltechnik und Stil des flämischen Barockmeisters und seiner Werkstatt erheblich vermehren. Derweil ging das „Ensor Research Project“ Theorien und Mythen auf den Grund, die sich um den belgischen ‚Maskenmaler‘ gebildet haben. Das KMSKA besitzt die weltweit größte Sammlung von Werken des Symbolisten (1860–1949). Die Untersuchung von Ensors Bildern erweitert unser Verständnis dieser vielschichtigen Künstlerpersönlichkeit, fördert aber auch handfeste Fakten zutage: So fand das Forschungsteam beispielsweise auf der Leinwand Sandkörner – ein Hinweis darauf, dass Ensor tatsächlich einige seiner Werke im Freien malte – am Strand, und nicht im Atelier.

Weil der Zahn der Zeit auch an den Gemälden der Alten Meister nagt, sind regelmäßige, gründliche und behutsame Restaurierungsarbeiten nötig. Hierfür ist das KMSKA bestens gerüstet, besitzt es doch seit 1999 eine eigene Restaurierungsabteilung. In rund zwei Jahrzehnten haben die Restaurator*innen circa 200 konservierende Maßnahmen durchgeführt. Sie reichen von der Bestandssicherung, dem Entfernen von Verschmutzungen und kleineren Retuschen, bis zur kompletten Frischzellenkur, die ein verblasstes Werk erstrahlen lässt, als käme es frisch aus dem Atelier.
Ihr ‚Meisterstück‘ lieferten die KMSKA-Fachleute mit der Restaurierung eines Triptychons von Hans Memling ab. Der deutsche Maler, der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Brügge tätig war, hatte für die Klosterkirche Santa Maria la Real im spanischen Nájera ein monumentales Altarbild geschaffen. Die drei Tafeln mit der Darstellung „Christus, umgeben von singenden und musizierenden Engeln“ gelangten Ende des 19. Jahrhunderts ins Antwerpener Museum. Geschlagene 16 Jahre nahm die Restaurierung des Triptychons in Anspruch. Eine Fleißarbeit, die sich gelohnt hat. Das gilt nicht minder für andere Meisterwerke des Museums, die originalgetreu erneuert wurden. Darunter Bilder von Rogier van der Weyden, Pieter Bruegel dem Älteren, Peter Paul Rubens, Jacob Jordaens, Antony van Dyck, Joachim De Beuckelaer und James Ensor.
Ganz wichtig: Alle Maßnahmen sind reversibel, lassen sich also ohne größere Mühe rückgängig machen, sollten eines Tages neuere Restaurierungstechniken entwickelt werden, die besser geeignet sind, Schönheitsfehler zu beseitigen. Ein Beispiel für diese Reversibilität: Selbst bei einem Ölgemälde werden zerstörte Pinselstriche nicht mit hartnäckig haftender Ölfarbe nachgebessert, sondern mit Wasserfarben oder in Gouache-Technik; im Fall des Falles lassen sich diese Ergänzungen problemlos entfernen.
Dank der Restaurierungsabteilung können sich die rund 650 Spitzenwerke, mit denen die neue Dauerschausammlung zur Eröffnung aufwartet, in Bestform präsentieren. Außerdem wurde die Lagerung der nicht ausgestellten Werke optimiert: War die Sammlung früher über sieben Magazine verstreut, so besitzt das KMSKA jetzt ein zentrales Depot. Auf knapp 3.700 Quadratmetern können hier Gemälde zentral und sicher aufbewahrt werden.
Hier geht es zur Website des Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen (KMSKA).
Mehr Infos zur Modernisierung des Gebäudes und zum Erweiterungstrakt gibt es hier.