Unter dem Titel „TraumA“ haben 13 Künstler*innen Installationen entwickelt, die kunterbunt und heiter, dann aber auch mal kontrovers oder unbequem sind. Und zeigen: Die Grenzen zwischen Traum und Trauma sind manchmal fließend. Und einiges in dem mit dem UNESCO-Welterbetitel geadelten Stadtzentrum dann doch noch reichlich unentdeckt.
Ein bloßes Stück Stoff? Nein, mehr als das. Mit einem Mausklick geht es los und schon ist man mittendrin: im mittelalterlichen Brügge, in dem die Menschen der Stadt in der Reie einst ihr flämisches Tuch färbten. Selbst mit dem eigenen Triennale-Podcast funktioniert die Reise im Kopf durchaus: Da plätschert sanft das Wasser im Hintergrund und Amanda Browder erzählt. Von ihrer Arbeit als Künstlerin, die Menschen mit ihren Werken aus Stoff verbindet – im wahrsten Sinne des Wortes. 13 Künstler*innen bringt die Brügge Triennale bis Oktober in der weltberühmten Altstadt zusammen. Und schon nach den ersten Podcast-Minuten wird klar: Diese Stadt im Rahmen der Triennale ganz real zu Fuß oder per Rad zu erkunden, ist weit mehr als nur eine touristische Tour zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Eher ein ungewöhnlicher Rundgang in unbekannte Ecken, verwunschene Gärten und Parks.

Oder in die (eigene) Historie: Auf dem sogenannten Verversdijk hat die New Yorker Künstlerin Browder die Installation „Happy Coincidences“ angebracht, die direkt in Brügges Geschichte führt und dann doch weit darüber hinaus: Sie hat die Bürger gebeten, ihr ein Stück Stoff zu schenken, zu dem es eine eigene, manchmal auch sehr persönliche Geschichte gibt. Daraus entstanden ist ein riesiger Digitaldruck, der wie ein kunterbunter Erinnerungsspeicher nun die Straße aus dem 13. Jahrhundert säumt – hinzu kommen drei temporäre Installationen am Kantmuseum (bis zum 3. September) und der Hinterseite des Biekorf (bis 24. Oktober).
Alle drei Jahre wird Brügge zur malerischen Kulisse für eben jenes Festival, das zeitgenössische Kunst in die weltberühmte Altstadt bringt. Zusammengestellt wurde das Triennale-Programm in diesem Jahr von den Kuratoren Till-Holger Borchert, Sandiago De Waele, Michel Dewilde und Els Wuyts. UNESCO-Weltkulturerbe und manchmal kontroverse Positionen? Das funktioniert hier durchaus: Nadia Kaabi-Linke etwa hat auf dem ältesten Platz von Brügge, dem Burg-Platz, „Inner Circle“ platziert. Eine Art Bank – auf der allerdings niemand sitzen kann. Denn unzählige glänzende Stacheln machen es unmöglich, sich hier zu treffen. Ein Hinweis auf die oft abgezirkelten Kreise elitärer Clubs und Gruppen, die es auch in Brügge gibt.
Héctor Zamora wählte eine riesige Grünfläche rund um das Gezellehuis für seine Kunst aus: Inmitten des ummauerten Gartens steht eine riesige Schwarzkiefer, die er mit einem Industriegerüst ummantelt hat – für Ein- und Ausblicke auf Mensch und Natur der besonderen Art. Im Baron Rozettepark wartet „Colonnade“, eine Installation von Gijs van Vaerenbergh, die an einen undurchdringlichen Wald oder eine römische Säulengalerie erinnert. Und dann gibt es noch diesen Korridor, den Gregor Schneider ausgerechnet durch die Kirche des Brügger Priesterseminars angelegt hat. Allerdings nicht, um von ihm aus kulturhistorische Schätze bewundern zu können. Sondern den Blick nach innen zu richten – auf sich selbst.