Gewölbe, Gemälde, Skulpturen, Altäre… Wie wunderbar doch alles zusammenspielt in der gotischen Sint Pieterskerk mitten in Leuven. Eine perfekte »visuelle Propagandamaschine«, erdacht, um die Gläubigen zu überwältigen, so beschreibt es Peter Carpeau. Als Experte für Alte Kunst ist er der Guide auf einer der neuen »Flemish Masters Museum Tours«. Das sind gut gemachte kleine online-Dokumentationen, die spannende Einblicke in wichtige flämische Museen und Sammlungen geben.
In der Sint Pieterskerk vertieft sich die Kamera etwa in Dieric Bouts‘ »Letztes Abendmahl« von 1465. Es beeindruckt nicht allein durch seine damals ungewöhnliche Größe, sondern ebenso durch viele spannende Details, die Carpeaus Tour vor Augen führt – die perfekt konstruierte Perspektive etwa. Und der überraschende Schauplatz: Das Abendmahl geht in einer Wohnstube des 15. Jahrhunderts über die Bühne.

Heute steht man fasziniert vor den Werken eines Dieric Bouts oder eines Pieter Bruegel d. Ä. Kaum zu glauben, dass sie vor 130 Jahren noch als »old fashioned« galten. »Für einen Appel und ein Ei« seien die Werke der Malerstars damals zu haben gewesen, wie Carl Depauws erklärt.

Der Direktor des Mayer van den Bergh-Museums in Antwerpen tritt ebenfalls als Guide an und empfängt uns persönlich an der Haustür zur »Flemish Masters Museum Tour«. Sein Museum ist im einstigen Wohnhaus der Mayer van den Berghs untergebracht und baut auf die bemerkenswerte Kollektion des ältesten Sohnes, Fritz. Er war seiner Zeit voraus und trug Ende des 19. Jahrhunderts mit großem Sachverstand auch Werke der damals noch verschmähten Meister zusammen – in rund zehn Jahren rund 6.000 teils erlesene Kunstwerke.
Depauw kann viel erzählen über die Familie, den Sammler und seine zum Teil abenteuerlichen Erwerbungen – umgerechnet zwölf Euro bezahlte Fritz einst für Bruegels »Dulle Griet«, die heute so etwas wie die »Mona Lisa« des Museums sei. Neben großen Gemälden reizten Mayer van den Bergh auch bemerkenswerte Kleinigkeiten. Der Blick wird zum Beispiel auf eine Halskette gelenkt, an der sich statt Perlen Kirschkerne reihen. Man muss genau hinschauen, um zu erkennen, dass in jeden Kern ein Kopf mit feinstens ausgearbeiteten Porträtzügen geschnitzt ist. Die Online-Appetizer der »Flemish Masters Museum Tours« machen Lust auf mehr.
www.flemishmasters.com/de/veranstaltungen/flemish-masters-museum-tour
Bis Anfang Dezember werden zwei weitere Touren online gehen. Sie führen durch das Sankt Jansspital in Brügge und durch das neue Museum zur Bibliothek der Herzöge von Burgund (KBR) in Brüssel.