TEXT: INGO JUKNAT
Der Name klingt ein bisschen nach Telekolleg. Kein Wunder, er stammt wirklich aus der Wissenschaft. Am p-Approximation Day feiern Mathematiker Archimedes’ Annäherung an die unendliche Kreiszahl. Das »Approximation«-Festival nähert sich etwas anderem – nämlich dem Klavier. Seit 2005 gibt es die Veranstaltung, die im Salon des Amateurs stattfindet, einer Club-Bar im Bauch der Düsseldorfer Kunsthalle. An dem Spielort kann man schon ablesen, dass es hier nicht um klassische Piano-Musik geht, zumindest nicht in erster Linie. »Approxi-mation« spannt einen Bogen von Minimal Music bis zu Indie-Pop.
In der Vergangenheit traten Stars wie Ryuichi Sakamoto und Gonzales auf. Auch 2010 glänzt das Programm. Er sei in diesem Jahr besonders stolz auf das Line-up, sagt Organisator Hauschka (siehe das Porträt auf den voran gehenden Seiten). Man kann ihm nur Recht geben. Ein paar der geladenen Künstler geben extrem selten Konzerte, manche waren noch gar nicht in Deutschland zu sehen. Zu den Highlights gehört der Auftritt von Rachel Grimes. Die Amerikanerin wird oft im Zusammenhang mit Minimal-Music-Komponisten wie Michael Nyman genannt. Der Vergleich liegt nahe. Wer sich an Nymans Soundtrack zu Jane Campions »Das Piano« erinnert, hat jedenfalls eine gute Vorstellung, wie die Stücke seiner Kollegin klingen.
Stark vertreten ist diesmal die elektronische Fraktion. Da wäre etwa das Duo Phantom/Ghost aus Berlin. Dahinter verstecken sich Dirk von Lowtzow, Sänger der Band Tocotronic, und Thies Mynther, der unter anderem in der Mod-Formation Superpunk spielt. Mit diesen Bands hat Phantom/Ghost allerdings wenig zu tun. Das Ganze muss man sich eher als entschleunigte Clubmusik vorstellen. Das gilt übrigens auch für das Konzert der Berliner Kollegen vom Non-Standard Institute, die ebenfalls im Rahmen des Festivals auftreten. Dritte im Hauptstadt-Bunde ist Barbara Morgen-stern, die wahrscheinlich poppigste und zugänglichste Künstlerin bei dem Meeting am Grabbeplatz.
Fortgeschrittene halten sich an Pierre Bastien. Der Franzose baut seit den späten 70ern eigene Musikmaschinen und lässt auch beim traditionellen Flügel kaum eine Saite neben der anderen. Experimentell geht es auch bei seinem Landsmann Benoît Delbecq zu. Der bringt so viele blinkende Effektgeräte mit, dass man sich auf der Kommandobrücke des Raumschiffs Enterprise wähnt. Wem das eine Spur zu ernst ist, sollte sich das Konzert von Phyllis Chen anschauen. Die New Yorkerin gilt als weltweit führende Vertreterin des Spielzeugpianos. Das ist weniger albern, als es klingt. Cheng fügt dem Mini-Klavier eine Reihe von Samples und LoFi-Elektronik hinzu, die den Sound verbreitern. Außerdem spielt sie trotz Spielzeuginstrument keine Kinderlieder, sondern – neben Eigenkompositionen – Stücke von John Cale.
Approximation 7:1; 29. September bis 3. Oktober 2010, Salon des Amateurs, Düsseldorf, VVK 12 Euro pro Konzert. www.approximation-festival.de