Die Deutsche Oper am Rhein feiert 50. Geburtstag. Genauer gesagt, Goldene Hochzeit, denn das Institut besteht seit 1956 in der Theaterehe zwischen den ungleichen Partnern Düsseldorf und Duisburg. Zur Vermählung hob sich damals in Düsseldorf der Vorhang zu Strauss’ »Elektra« mit Astrid Varnay in der Titelrolle und Karl Böhm am Pult. Ein halbes Jahrhundert später gehörte zum amtlichen Festakt, diesmal in Duisburg, wiederum die »Elektra«, in Stein Winges eindringlicher Regie.
Zwei Tage darauf brachte man im Düsseldorfer Provisorium, der RheinOper Mobil, kurz ROM genannt, mit Händels »Giulio Cesare in Egitto« ein Kontrastprogramm heraus: Barockoper zum Anfassen.
Die technischen Mittel in der ROM sind rudimentär, ohne Schnürboden und Unterbühne beschränkt sich die Illusionskunst auf Requisiten und Lichtregie. Gerade recht, um Händels Werk auf die Essenz eines Kammerspiels zu verdichten. Phillip Himmelmann siedelt die Handlung in einem unbestimmten nahöstlichen Krisengebiet an. Die Krieger marschieren in Camouflage-Uniform zur Kalaschnikoff, eine Schar toupierter und gestiefelter Ladies könnte dem Raumschiff Orion entstiegen sein. Pompejus’ Witwe Cornelia trägt Kostümchen und Handtäschchen, Cleopatra tiefes Dekolleté zur geschlitzten Abendrobe mit Netzstrümpfen (Ausstattung: Gesine Völlm). Ist das die feine Gesellschaft, die den Clash provoziert? Himmelmann entwickelt schlüssig eine fatale Abwärtsspirale von Macht und Gewalt, in der die Liebe keine Chance hat. Das »lieto fine« ist in Wahrheit keines: Cleopatra (in gleißendem Sopran-Glanz: Kristiane Kaiser) und Cesare (Günes Gürle) stehen beim Schlussduett isoliert, sehen sich nicht einmal an, Cornelia (gewohnt intensiv: Marta Márquez) ist irre geworden, Sesto (agil und schneidig: Annette Seiltgen) geschändet, die anderen tot.
Dass der Abend sich trotz intelligenter Erzählart zieht, verursacht der musikalische Motor. Dirigent Andreas Stoehr lässt um einen Continuo-Kern von Barockspezialisten Mitglieder der Düsseldorfer Symphoniker mit Barockbögen nach stilistischen Anweisungen der authentischen Aufführungspraxis musizieren. Doch Händels Musik kommt zwar rasch in Fahrt, bremst sich aber gern selbst aus. Stoehr zelebriert ausgiebige Ritardandi und zerbröselt Schlusstakte oft in dröge Einzelteile. Das macht auch den Sängern zu schaffen, von denen Dmitri Vargins als Achilla den stärksten Eindruck hinterlässt: ein kerniger Bariton mit makellosem Legato. Sein Stil steht für den Abend im Großen und Ganzen. REM