Zum Start seiner Deutschlandtour begeistert das Folktrio an Geige, Akkordeon und Konzertina.
Zum Konzert des englischen Folktrios Leveret ist der Saal der Neuen Schmiede in Bielefeld-Bethel voll, gut 120 Menschen sind gekommen und spenden am Ende Standing Ovations. Das ist in doppelter Hinsicht erstaunlich: Zum einen, weil Leveret in Deutschland kaum bekannt sind, und das Publikum hier offenbar auf seine Veranstalter vertraut. Zum anderen, weil die Gruppe rein instrumental über alte und neue Folk-Standards improvisiert – mit Geige, Knopfakkordeon und Konzertina.
Was die drei Musiker mit dem Zusammenspiel ihrer Instrumente schaffen ist allerdings absolut erstaunlich: Die Grundmelodien von Stücken wie »Grenville Morris«, Bass Hornpipe« oder »Princess Amelia’s Birthday« sind immer einfach, klingen nach jahrhundertealter Überlieferung im britisch-keltischen Raum, als wären sie immer da gewesen. Geiger Sam Sweeney wurde bei den BBC Folk Awards schon als »Musiker des Jahres« ausgezeichnet, genauso Akkordeonist Andy Cutting. Konzertina-Spieler Rob Harbron leitet die English Acoustic Collective Summer School. Hier trifft also ein gewaltiges Können und blindes Einverständnis aufeinander – und keine vorgefertigten Arrangements.

Jeden Abend lassen die drei Musiker die Stücke wieder neu entstehen, variieren ihre Melodien, schaffen neue Harmonien, Stimmen, die sich aneinander schmiegen, improvisieren neue Höhepunkte und tänzerische Zwischenspiele. Und tatsächlich folgen zum Ende des Konzerts hin immer mehr Menschen im Publikum der Aufforderung, den Raum hinter der Bestuhlung zu nutzen, um zu tanzen. »So sind wir Ostwestfalen«, erklärt die Sitznachbarin, »ein dankbares Publikum.«
Sam Sweeney, der sich genau wie seine beiden Kollegen immer wieder mit gut gelaunten Zwischenansagen an das Publikum wendet, erklärt nicht nur die Herkunft vieler Stücke, die Leveret teilweise in aufwändiger Recherchearbeit aus alten Archiven hervor holen. Er spricht im Glückstaumel am Ende auch den Wunsch aus, dass das Publikum doch bitte mit seiner Gruppe nach England kommen solle und dort auf Konzerten für so eine gute Stimmung sorgen wie hier in Bielefeld, dem Ort des Starts ihrer dritten Deutschlandtour, die sie am 27. Januar 2025 auch nach Bonn in die Nachfolge-Christi-Kirche führt.