TEXT ANNIKA WIND
Eine Stunde Muße im Garten. Im Grunde genommen gäbe es nichts Wichtigeres, als regelmäßig solche Zeitfenster in seinem Terminkalender einzutragen. Der Meinung war jedenfalls Johannes Rau. Weil der einstige NRW-Landesvater viel Zeit im Grünen verbrachte, haben wir uns mal die Zimmerpflanzenerhebung angeschaut, die der Landesbetrieb Information und Technik alle paar Jahre herausbringt. Dort lesen wir, dass die Menschen es gerne bunt haben. Zumindest auf ihrer Fensterbank: Zwischen Bielefeld und Borken wurden dafür am häufigsten Alpenveilchen angebaut. Zwischen Juli 2011 und Juni 2012 rund 10,1 Millionen Stück im gesamten Land. Die meisten kamen aus Münster (rund 4 Millionen), gefolgt von Kleve (2,2 Millionen), Warendorf (1,5 Millionen), Gütersloh (287.000 Pflanzen) und Neuss (180.000 Pflanzen). Auf Platz Zwei landeten blühende Zwiebelpflanzen im Topf, wie Narzissen, Hyazinthen und Tulpen (9,4 Millionen Pflanzen), gefolgt von den Weihnachtssternen (8,9 Millionen Exemplare). Nahezu 40 Millionen Pflanzen – damit mehr als die Hälfte aller in Nordrhein-Westfalen erzeugten Zimmergewächse – kamen aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf.
Und für Garten und Balkon? Da wurden vor allem Veilchen und Stiefmütterchen (148,3 Millionen), Stauden (86,8 Millionen) und Besenheide (70,8 Millionen) angebaut. Auch Alpenveilchen lassen sich gut raussetzen, obwohl sie eher Zimmerpflanzen sind und am liebsten wohl auf städtischen Fensterbänken wachsen. Nicht seit gestern, übrigens: Wegen seiner Blüten, so Ludwig Reinhardt in seiner »Kulturgeschichte der Nutzpflanzen«, sei das Alpenveilchen die am häufigsten angetroffene Topfpflanze der Städter geworden. Das war im Jahr 1911.
Warum es allerdings so viele Alpenveilchen im Land gibt? Vielleicht auch, weil ihre Pflege nicht ganz einfach ist: Sie haben es am liebsten mäßig feucht, nicht zu sonnig und zu schattig und wachsen am besten bei 12 bis 15 Grad. Kurzum: Sie mögen es kühl, wenn wir es drinnen warm haben wollen. Mal sehen, was uns da blüht …