// Unvorstellbar, dass die Pop Art heute in Amerika noch einmal entstehen könnte: Zu viel Düsternis liegt über dem Land. Zu viel Wut zerreißt es. In den acht Jahren der Präsidentschaft von George W. Bush, seit Nine eleven und dem zweiten Irak-Krieg sind die USA ein gespaltenes Land geworden, mit Angst vor Attentaten, Angst vor Bespitzelung, Angst vor dem Ende einer einzigartigen Kultur des Optimismus. Ein Klima – ist es vergleichbar mit der McCarthy-Ära?, mit der Großen Depression? –, das die Fotografin Judith Joy Ross dazu bewogen hat, ihre politische Zurückhaltung aufzugeben und »Propaganda zu machen«, wie sie sagt. Propaganda für ein Amerika des Protests. Die zornige kleine Dame, von Bushs Jahrgang 1946, ist zur Eröffnung ihrer Ausstellung »Living With War« ins Museum Quadrat Bottrop gekommen, das der in Pennsylvania geborenen und dort lebenden Fotokünstlerin – als zweites europäisches Museum überhaupt – eine Einzelausstellung widmet: 85 Schwarzweiß-Lichtbilder, sämtlich acht mal zehn Zoll, also etwa 20 mal 25 Zentimeter groß, sämtlich in identischen, schwarz gefärbten Holzrahmen, in drei Abteilungen in gleichmäßiger Reihung an der Wand.
Ein stille, eindringliche, mahnende, nachdenklich machende Ausstellung. Nicht nur der beinah sakralen Präsentation halber. Sondern vor allem natürlich durch den Ausdruck der Fotos selbst: Porträtfotos allesamt (mit einer Ausnahme), die stille, eindringliche, nachdenkliche, traurige, nie offen wütende, aber oft Unheil erwartende Gesichter zeigen.
Den vollständigen Text lesen Sie in der gedruckten Ausgabe von K.WEST April 2008