Was war das für ein Rauschen im Twitterwald, als Donald Trump nach seiner Amtsübernahme das Oval Office umdekorierte und Obamas karmesinrote Vorhänge durch goldfarbene Faltenwürfe ersetzte! Das passte halt gut zum Image des Präsidenten und seiner Vorliebe für Gold – man denke nur an die goldrauschigen Inneneinrichtungen im New Yorker Trump-Tower oder in Mar-a-lago, seinem selbst ernannten »Winter White House« in Florida. Genauso schimmern die metallisch-bedampften Fensterflächen seines Hotel-Hochhauses in Vegas. Dass auch Bill Clinton und George W. Bush schon vor goldenen Vorhängen regierten, blieb dann, wie so oft, die unbequeme Zusatzinformation am Rande.
Gold steht seit Jahrhunderten für die ganz große Pose – für Macht, Einfluss, Status und Reichtum. Wer seine Paläste, Kirchen und Altäre vergolden ließ, gehörte zur Elite und prägte das Bild von denen »da oben«. Denen »da unten« blieb nichts anderes übrig, als danach zu streben, selbst ans Edelmetall zu gelangen. Nach Golde drängt … Das führte zu allerhand Goldräuschen und nicht selten zu wahnhaftem Verhalten. Man denke an die Tanzveranstaltung um das Goldene Kalb oder an Kinski in Herzogs »Aguirre, der Zorn Gottes«, der als spanischer Eroberer im Dschungel nach dem sagenhaften Eldorado sucht und Umnachtung und Wahnsinn findet.
Heute gilt Gold den Mächtigen vornehmlich als Kulisse – mal hat die Pracht historisches Kolorit wie im Kreml oder Vatikan, mal wirkt sie – bei Trump – als Dekorationskitsch, der aussieht, als sei Liberace unter die Inneneinrichter gegangen. Gold ist immer auch Geschmacksfrage, die Linie zwischen peinlich und lässig sehr dünn. Es soll ja Menschen geben, die sich ihre Hemdsärmel einseitig kürzen lassen, damit man die goldene Rolex besser sieht. Das könnten auch diejenigen sein, die sich in großstädtischen Designer-Imbissen die Currywurst mit Blattgold bestäubt servieren lassen. Weitaus cooler ist Gold in der Popkultur aufgehoben – etwa in Ian Flemings »Goldfinger«, in dem die goldmetallic-lackierte Jill Masterson neue Maßstäbe in der Leichen-Drapierung setzte. Einige Bond-Filme später folgte Bösewicht Christopher Lee als »Der Mann mit dem goldenen Colt«, was den KGB nachhaltig fasziniert haben könnte. Der Geheimdienst zeichnete verdiente Freunde mit vergoldeten Kalaschnikows aus, darunter auch Stasi-Chef Mielke.
Die vergoldeten Blumenvasen in Handgranatenform, die vor einiger Zeit von einem Möbelhaus angeboten wurden, hätten gut zu dieser Inszenierung gepasst, waren aber durch ihre übertriebene Jeffkoonshaftigkeit fast schon wieder cool. Das funktionierte ähnlich wie der vergoldete Lamborghini des BVB-Spielers Aubameyang – als Übertreibung einer Übertreibung wird die Protzkarre im bodenständigen Dortmund akzeptiert. Der Künstler Maurizio Catellan ließ kürzlich eine funktionierende Toilette im New Yorker Guggenheim installieren. Kein herkömmliches Exemplar aus weißem Porzellan, sondern eines, das komplett mit 18-karätigem Gold überzogen ist. Die Toilette mit dem Titel »America« würde perfekt ins Weiße Haus passen und den Geschmack des Präsidenten treffen, blieb aber bislang Einzelstück. Sad.