TEXT VOLKER K. BELGHAUS
Nahe– und fernliegende Fakten über Entenhausen und seine Bewohner – zusammengetragen für den nächsten Ausstellungsbesuch in Oberhausen:
A wie Ausrufezeichen Äußerst platzsparendes Satzzeichen in beengten Sprech- und Denkblasen, mit dem man sich ganze Sätze über Wut, Erregung oder Überraschung sparen kann.
B wie B-Hörnchen Ständiger Begleiter des A-Hörnchens. Die beiden biederen Streifenhörnchen wurden später als »Chip and Chap« zu Abenteurern im Geiste des Indiana Jones. Werden in den Niederlanden »Knabbel en Babbel« genannt.
C wie Claas Clever Ständiger Konkurrent Dagobert Ducks, der sein Vermögen aber nicht selbst erarbeitet, sondern geerbt hat. Der Trump Entenhausens. Nicht zu verwechseln mit Claus Kleber.
D wie Dagobert Duck Geiziger Kapitalist und Großonkel von Donald. Hortet sein Vermögen nicht in Briefkastenfirmen, sondern monetär im Geldspeicher. Schwimmt im Geld wie andere Leute im Wasser. Hütet seinen Glückskreuzer wie seinen Augenstern.
E wie Erika Fuchs Kongeniale Übersetzerin der Micky-Maus-Hefte von 1951 bis 1988. Schöpferin von onomatopoetischen Inflektiven wie »Schluck«, »Stöhn«, »Klimper«, »Grübel« oder »Zitter«, die als »Erikative« Eingang ins englische Wiktionary gefunden haben.
F wie Fähnlein Fieselschweif Pfadfinder-Organisation, der Tick, Trick und Track angehören. Zur Ausstattung gehört das »Schlaue Buch«, eine Art frühes Wikipedia, das selbst bei einer Zombie-Apokalypse noch eine Lösung bereithielte.
G wie Gundel Gaukeley Hexe und Feindin Dagobert Ducks, die dessen Glückskreuzer stibitzen und im Vesuv einschmelzen will, um die mächtigste Hexe der Welt zu werden. Trägt eine Frisur wie Uma Thurman in »Pulp Fiction«; Carl Barks hat sie Morticia Addams aus der »Addams Family« nachempfunden.
H wie Helferlein Glühbirne mit Gliedmaßen und emsiger Assistent des Erfinders Daniel Düsentrieb. Kommuniziert zwar mit »Bzzzzz«-Lauten, die von Düsentrieb aber verstanden werden. Würde heutzutage als Energiesparlampe herumlaufen.
I wie Inspektor Issel Ewige Nummer Zwei im Polizeirevier hinter Kommissar Hunter. Der Harry Entenhausens. Ist eifersüchtig auf Mickeys Cleverness und vermasselt regelmäßig seine Fälle.
J wie Jessica Rabbit Animiertes Busenwunder und laszive Jazzsängerin. Gehört wie Mickey Mouse zum Cast von »Falsches Spiel mit Roger Rabbit«, wo sie einen Hasen zum Ehemann hat, diesen aber nicht mit einer braven Maus betrügt.
K wie Kater Karlo Zigarrenkauender, grimmiger Erzfeind von Mickey Mouse und schurkiger Kopf der Entenhausener Unterwelt. Wird in einer Real-Verfilmung wahrscheinlich von Christoph Waltz gespielt.
L wie Los Enteles Nachbarstadt von Entenhausen, die per Eisenbahn zu erreichen ist und wahrscheinlich wie Las Vegas über mehrere Wortspielhöllen verfügt.
M wie Mickey Mouse Bekannteste Maus der Welt mit eigenem Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood. Tauchte erstmals 1928 in »Steamboat Willie« auf. Besitzt wie alle Trickfiguren ob der besseren Animierbarkeit nur vier Finger pro Hand. Fünf Finger hat nur der Gott bei den »Simpsons«.
N wie Nazis 1943 verstörte der Propagandatrickfilm »Der Fuehrer’s Face« mit einem Donald Duck, der eine Hakenkreuzbinde am Arm trägt, in Nazideutschland lebt und unter Waffengewalt gezwungen wird, »Mein Kampf« zu lesen. Dafür gab es den Oscar für den besten animierten Kurzfilm.
O wie Oma Duck Donalds Mutter väterlicherseits, gute Seele der Familie und frühe Öko-Hipsterin. Sie bewirtschaftet einen Bauernhof außerhalb der Stadt, verschickt selbstgemachte Kuchen und Hausmannskost, und fährt einen uralten Detroit Electric, eines der ersten Elektroautos.
P wie Panzerknacker Verbrecherorganisation mit Mastermind Opa Knack. Schaffen es nach einem Gefängnisausbruch nie, sich neue Kleidung zuzulegen, sondern laufen stets mit ihrer Häftlingsnummer auf der Brust herum. Sind hinter Dagoberts Vermögen her, werden aber wegen ihrer Gutmütigkeit nie zu einer Entenhausener Version von »Spectre«.
Q wie Quentchen Glück Davon besitzt Gustav Gans eine ganze Menge. Der lässige Hedonist hat, anders als sein Vetter Donald, immerzu Glück im Leben, scheut echte Arbeit und ist Träger der geschniegeltsten Lockenwelle Entenhausens.
R wie Ruhrgebiet Reise-Etappe in »Die Ducks in Deutschland« (2012), wo sie unter Tage das Skelett eines »Entosaurus Rex« entdecken. Weitere Stationen sind die Zeche Zollverein, das Revier-Derby im Westfalenstadion und der Gasometer Oberhausen. Die Ludwig Galerie wurde links liegen gelassen – Touristen eben.
S wie Superhelden Die Fledermaus ist eine Ente – Donald geht nächtens als »Phantomias« auf Gaunerjagd; »Darkwing Duck« übernahm den Job des dunklen Rächers in den 90ern in einer Zeichentrickserie, stammt aber aus Sankt Erpelsburg. The dark Erpel rises.
T wie Tick, Trick und Track Donalds Neffen sind Drillinge und lassen sich durch ihre Kleidungsfarbe unterscheiden, was in der Pubertät schwierig werden könnte, wenn Track Goth oder Tick Emo werden möchte. Heißen auf Dänisch Rip, Rap und Rup.
U wie Ulrich Schröder Gebürtiger Aachener und Disneyzeichner in der Nachfolge Carl Barks’. Lebt und arbeitet in Barcelona und Paris, wo er die französische »Barks Library« betreut. Zeichnet nicht digital, sondern mit historischen Federn auf antiquarischem Papier.
V wie Virtualität Auch Tick, Trick und Track sind längst im Internet unterwegs – als »Comg@ng«. Schon die alberne Schreibweise lässt erahnen, wann die ersten Geschichten erschienen – späte 90er eben.
W wie Währung Bezahlt wird in Kreuzern und Talern. Onkel Dagobert hat davon gefühlt drölfzigtausend Fantastimilliarden in seinem Geldspeicher liegen. Erbschaftssteuer? Von wegen.
X wie Xenophobie Fremdenfeindlichkeit kommt in Entenhausen nicht vor. Warum auch, wenn der Nachbar eine Ente, eine Maus oder eine Gans ist?
Y wie Yvonne Niemand in Entenhausen heißt Yvonne. Das wäre auch schwierig, da alle Namen als Alliteration angelegt wurden.
Z wie Zähne Der Künstler Gottfried Helnwein hat nicht nur einer Mickey-Mouse-Statue ein Gebiss aus gefletschten Zähnen verpasst, sondern auch Marilyn Manson mit Mickey-Mouse-Ohren und Metallzähnen fotografiert. Mickey Manson – hübsch schauderhaft.
»Entenhausen >> Oberhausen >>«, bis 15. Januar 2017, Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
Signierstunden mit Don Rosa am 19. Oktober und mit Ulrich Schröder am 27. November 2016