Text: Andreas Wilink
Ein Film wie sein Gegenstand, seine Hauptfigur, sein Held: farbenfreudig, lebensfroh, gut gelaunt, wissbegierig, scharfsichtig, sprühend vor Gedanken, Ideen und Energie. Vermutlich ist David Hockney einer der angenehmsten Groß-Künstler der Gegenwart. Der weiß, was er wert ist, aber mit dieser Einsicht die Welt nicht piesackt, sondern erheitert, erstaunt, beglückt. Ein friedfertiger Rebell.
1937 geboren in Yorkshire, war es kaum vorauszusehen, dass er aus der Arbeitersiedlung mit ihren handtuchschmalen, schäbigen Häuschen unter Kaliforniens Sonne in Bungalows mit Pools, in denen gut gebaute junge Männer und »Doll Boys« plantschen und den »Bigger Splash« auslösen, ein- und ausgehen würde. Der Aufbruch der sechziger Jahre und ihr Freiheits-Appeal brachten ihn nach London, New York, Beverly Hills. Dem jungen schwulen David, der sein Haar bald blond färbt und seine skurrilen Brillen aufsetzt, muss es wie ein Traum vorgekommen sein, den er – nicht ohne Bruchstelle – darstellte.
Bei Hockney, der figurativ malte, als der Trend zur Abstraktion ging und der der Pop-Art seine eigene Nuance hinzufügte, gehören die Einsamkeit der Palmen und der Rausch des Big Blue zusammen. Betty Freeman als Housewife in Pink auf der Terrasse hat zugleich etwas Souveränes wie Verzweifeltes.
Er habe eigentlich immer gezeichnet, sagt seine Mutter. Und gefragt: »Can we go to the pictures?«, womit er das Kino meinte, aber dazu nicht »movies« gesagt hätte. Bilder, Bilder, Bilder, ob altägyptische Darstellungen oder das Western-Genre, ob Van Gogh oder Picassos blaue Gitarre: »I always wanted to see more«. Bis heute, wenn er sich in seinen riesigen, bunten, schönen Leinwand-Landschaften verläuft, die bis over the rainbow zu gehen scheinen. Der Filmemacher Randall Wright durfte Hockneys Privat-Archiv in Los Angeles mit einer Fülle von Video-Aufnahmen und Fotografien nutzen und den Maler selbst, der so komisch und melancholisch wirken kann wie der geniale Peter Sellars, vor die Kamera setzen. Ein Leben in produktiver Bohemia. Schöner Wohnen (mit Besuchen in seinen wunderbaren Apartments und Studios) und experimentelles Arbeiten. Hockney, der im Jahr 2000 aus den USA nach England heimkehrte, gibt freimütig Auskunft. Ebenso Weggefährten, darunter Don Bachardy, er von Hockney mit seinem einstigen Lebenspartner Christopher Isherwoods als Paar porträtiert hat. Wie auch seinen sexy Freund Peter Schlesinger, die gute Celia und seinen besten Freund Henry Geldzahler.
»Hockney«, Regie: Randall Wright, GB / USA 2014, Start: 15. Oktober 2015.