TEXT VOLKER K. BELGHAUS
A wie Andrack, Manuel Nach Herbert Feuerstein der zweite »zweite Mann« im Leben Schmidts und langjähriger Side-Kick der SAT.1-Jahre. Eigentlich Redaktionsleiter, wurde Andrack zum gutmütigen Gegenpart für cool Schmidt. Heute Wandervogel.
B wie Beckett Als Ensemble-Mitglied des Bochumer Schauspielhauses stand Schmidt 2002 als gepeinigter Diener »Lucky« in Becketts »Warten auf Godot« auf der Bühne. Überraschung: Godot kam schon wieder nicht.
C wie Charly Wagner Radiomoderator und wohlige WDR4-Buttercremestimme. Las in der Harald-Schmidt-Show im Lehnstuhl schweinische »Klassiker des Herrenwitzes«. Selten wurde das Wort »Möse« schöner betont.
D wie »Die dicken Kinder von Landau« Rubrik der Harald-Schmidt-Show in den ersten Jahren, auf deren Ankündigung ein völlig unkomischer Satz folgte.
E wie Ententröte Legendäres und nervtötendes Geräusch in Schmidts früher Panel-Show »Pssst …« im WDR, das das Ende der Ratezeit markierte.
F wie Fliegen In »Schmidteinander« ließen Schmidt und Feuerstein während der Show 10.000 Fliegen in die Freiheit, die nicht nur das Studiopublikum irritierten, sondern auch die WDR-Kantine tagelang lahmlegten.
G wie Gott Schmidt studierte Kirchenmusik in Rottenburg am Neckar und war Organist in seiner Heimatstadt Nürtingen. Eine gute Vorbereitung, um später mit seinem Late-Night-Publikum hochkomisch einen »Gemeindenachmittag« nachzuspielen.
H wie Hose Aufführung des Dramoletts »Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen« nach Thomas Bernhard in der Neu-Version von Benjamin von Stuckrad-Barre in der Harald-Schmidt-Show. Weiterer Stein im Altar der Heiligsprechung durch das Feuilleton.
I wie Irrtum Schmidts Meinung, dass Oliver Pocher für ihn ein geistreicher und ebenbürtiger Sidekick sei. Problem: Wo Schmidt über Goethe reden wollte, imitierte Pocher Mario Barth. Ende der Konstellation in der ARD im April 2009.
J wie Jagut, äh, sicherlich 2006 befragte Schmidt »Franz Beckenbauer«, der eigentlich Olli Dittrich war, staatsmännisch zu aktuellen Ereignissen. Ein Feuerwerk des Absurden, das auch vom originalen »Kaiser« hätte stammen können.
K wie Kom(m)ödchen Düsseldorfer Kleinkunstbühne und Schmidts erste Wirkungsstätte im deutschen Wollpullover-Kabarett der 80er Jahre. Trägt Volker Pispers bis heute.
L wie Licard, Nathalie Ensemble-Mitglied der Harald-Schmidt-Show mit französischen Wurzeln. Sprach zu Anfang kein Wort Deutsch, war später die Intro-Stimme der »’araldschmidtscho«.
M wie Mad-Magazine Lange bevor er Schmidts legendärer Sidekick wurde, lebte Herbert Feuerstein in New York und war Chefredakteur des Mad-Magazins. Eine gute Schule für die angewandte Albernheit von »Schmidteinander«.
N wie Nietzsches Katze Titel der Tanztheater-Rubrik in »Schmidteinander«. Ein ewig gleicher, leerer Raum, in dem Schmidt und Feuerstein in schwarzen Sportbodys zu Schlagzeugklängen dramatisch aufgebauscht herumzucken. Kunst.
O wie Oma Sarif Eigentlich Marga Maria Werny, Schauspielerin und Ensemble-Mitglied bei »Schmidteinander«. Spielte meist die gute Oma, aber auch maschinengewehrbewehrte Mafia-Witwen.
P wie Playmobil Beliebte Requisite in der Harald-Schmidt-Show, um Bildungsfernsehen zu betreiben und historische Ereignisse oder Literarisches nachzuspielen: Die Heldentaten des Herakles, das Leben des Joschka Fischer und Ernst Jüngers »Strahlungen«.
Q wie Quartett Viele TV-Formate hat Schmidt nachgespielt, darunter auch das »Literarische Quartett« mit seinen Mitarbeitern. Fazit: Milan Kundera war nicht so doll, Don DeLillo auch nicht.
R wie Ruhrgebiet Am 24. April 2012 hatte die Band um Helmut Zerlett frei, stattdessen übernahmen die Bochumer Symphoniker unter GMD Steven Sloane die musikalische Begleitung der Harald-Schmidt-Show.
S wie »Schmidteinander« Legendäre Comedyshow (1990-1994) zusammen mit Herbert Feuerstein, als der WDR noch anarchisch und risikofreudig war. Erste Late-Night-Elemente wie Stand-Up, Schreibtisch und Sidekick. Im Rückblick von großer Albernheit geprägt, damals aber genau richtig.
T wie Traumschiff 2008 heuert Schmidt erst als »Gentlemen-Host Oskar de Navetta«, später als »Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle« auf dem ZDF-Seniorendampfer an.
U wie Udo Brömme Fiktiver CDU-Politiker, der in Gestalt von Show-Autor Ralf Kabelka (heute Böhmermann-Sidekick) Seniorengruppen auflauerte und mit Slogans wie »Zukunft ist gut für alle« Parteitage sprengte.
V wie Verstehen Sie Spaß? Schmidts gelungene Dekonstruktion der biederen Samstagabendshow. Begrüßte das Publikum als »Liebe Insassen von Ludwigsburg« und ließ sich pelz-bemantelt mit einem Helikopter zu einer 20 Meter entfernten Pommesbude fliegen. Nie war der Applaus eisiger.
W wie Wolpers, Godehard Eigentlich Redakteur bei »Schmidteinander«, wurde als Sündenbock für alle Show-Pannen mit einem gebrüllten »Wolpers!!!« verantwortlich gemacht und von Schmidt und Feuerstein verprügelt.
X wie Xanten Stadt am Niederrhein, dort wurde nie eine Show aufgezeichnet. Stattdessen auf einem Schiff zwischen Bingen und Boppard. Live mit Engelke, Pastewka und Dittrich – vier Stunden Wein, Weib und Gesang.
Y wie Ypern Sie erinnern sich: In Xanten wurde nie eine Harald-Schmidt-Show aufgezeichnet. Im belgischen Ypern erst recht nicht.
Z wie Zitat »Distanz als ultimative Haltung. Distanz zu allem, den ästhetischen Zumutungen der Rechten und der Linken. Unmöglichkeit von Engagement. Totaler Individualismus.« Peter Unfried über Schmidt im Rolling Stone, 19.4.2016