»WDR 3.pm« am Samstag Nachmittag ist unter Radio-Süchtigen Legende. Dennoch wird die Sendung, eine einzigartige Mischung aus Laut, Musik, Klang, Geräusch und Wort, die bevorstehende Programmreform von WDR 3 wohl nicht überleben. Was immer der wahre Grund für die Beerdigung ist, es gibt einen Trost: Mario Angelo lebt weiter. Macht weiter. Der gebürtige Österreicher und jahrzehntelange WDR-Autor war das tönende Herz von »WDR 3.pm«, der akustische Barmann, der den geheimen Cocktail am besten mixen konnte. Zusammen mit seiner Produzentin Katja Teubner bekam er für eine seine »bildtönenden Radiorevuen« 2004 die »Gold World Medal« des New Yorker »Radio Programming and Promotion Awards«, also den Radio-Oscar. Da Angelo/Teubner bei »3.pm« zuletzt allerdings kaum noch mitmischen durften, beschlossen das Team vor einiger Zeit, auf eigene Kosten zu mixen: »Hellhörer« heißt die Website der beiden, auf der sie die im eigenen Studio entstandenen Hörwerke feilbieten – wenn denn der WDR sie nicht mehr haben will. Ihr Produkt ist Gott sei Dank auch jenseits öffentlich-rechtlicher Schutzsphäre das Bekannte, Bewährte, das was man nie leid wird, wenn es mit der sonoren Stimme Angelos und unter den hurtigen Reglern Teubners daherkommt: freundlich-dunkle Prosapassagen voller Poesie und schwebender Komik, durchhuscht von Geräuschstimmungen und umschlungen von Tongirlanden; ein Strudel warmer Schallwellen, ein Bad des Akustischen, in dessen O-Ton-schim-merndem Schaum man unweigerlich in eine hellwache Hörtrance gerät. Drei dieser »schallillustrierten Erzählungen« sind bisher erschienen, alle thematisch gruppiert um den Komplex Ich, Identität, Kommunikation: assoziativ reich, argumentativ ziellos. Hirnwolken, Synapsenklöppeleien aus der Hand eines begnadeten Sprachcoiffeurs. Man kann sie sich herunterladen oder als CD kaufen. Vor Abhängigkeit wird gewarnt! // UDE
Hellhören
01. Mrz. 2008