Im Gegensatz zu Strom sind Tütensuppen klar im Vorteil – sie sind sichtbar. Aber Strom? Ein Produkt, das man weder sehen, riechen oder schmecken kann; ist so etwas überhaupt zu bewerben? Aber ja. Das zeigt die Ausstellung eines Energie-Versorgers mit dem Titel: »Elektrisierend!« im Umspannwerk Recklinghausen. Ein durchaus passender Ort für diesen Überblick über die Elektrizitätsgeschichte und der sie begleitenden Werbeformen. Zu Beginn, ab dem Jahr 1890, war Strom nicht weniger als eine Revolution und ein Luxusgut. Ein Netz im heutigen Sinn existierte nicht, elektrisches Licht war nur für wenige Häuser verfügbar. Deswegen wurde auf den damaligen Plakaten statt Strom die Technik in den Vordergrund gestellt. So erhellen auf einer Werbepostkarte für die »Tantal-Lampe« (1910) Glühbirnen magisch eine wagnerianische Szenerie; auf einem anderen Plakat bestaunen Bauern einen Elektromotor.
In den 70er Jahren, im Kalten Krieg, machte man es sich mit Wärmespeicheröfen von AEG gemütlich: »Behaglichkeit und wohlige Wärme« versprach die Reklame. Und in den 30ern jubiliert ein Plakat: »Mutter hat jetzt Zeit für uns, denn sie kocht elektrisch!« Am heimischen Herd werkelt ein koboldhafter Koch, während Mutti samt Nachwuchs unter blühenden Bäumen tollt. Aber auch die jüngere Vergangenheit ist in der Ausstellung zu sehen: In Form eines trotzigen Kommentars von RWE auf die vielbeachtete Kampagne der Konkurrenz von Yello Strom. »Also ich glaube, Strom ist gelb«, hatten die getextet. RWE druckte im gleichen Design mit anderer Farbgebung die Antwort: »Also ich weiß, Strom ist blau.« | VKB
»Elektrisierend! Werbung für Strom von 1890 bis 2010«. Umspannwerk Recklinghausen, 14. März bis 5. September 2010. Tel. 02361/382216. www.umspannwerk-recklinghausen.de