Nach Ostwestfalen-Lippe, dem Gebiet Düsseldorf/Krefeld und dem Raum »links und rechts der Ems« ist das Städtedreieck Remscheid-Solingen-Wuppertal der vierte Schauplatz einer »Regionale« in Nordrhein-Westfalen. Nachdem die Regionen in unserem beinah unüberschaubar vielfältigen Bundesland unscharfe Grenzen besitzen – sprachliche, historische, topografische, wirtschaftsgeschichtliche –, ist eine Regionale genau definiert: Es sind örtlich begrenzte Kooperativen auf Zeit. Gemeinden, Verbände, Unternehmen und Initiativen schließen sich zusammen, um Vorhaben umzusetzen, die für einen beispielhaften Umgang mit dem städtischen, landschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturwandel stehen. Regionalen wurden 1997 von der Landesregierung ins Leben gerufen und werden von ihr unterstützt, sie sind Erben der Internationalen Bauausstellung IBA Emscher Park, die von 1989 bis 1999 die Erneuerung des nördlichen Ruhrgebiets voranbrachte.
1998 bewarben sich die drei großen bergischen Städte für die Regionale des Jahres 2006, Ende 2000 nahm ihre Regionale-Agentur die Arbeit auf, gemeinsam mit Verwaltungen, Bürgern und Firmen wurden Themen und Schwerpunkte entwickelt. Ab Mai dieses Jahres bis zum Herbst präsentiert die vierte Regionale in NRW unter dem Titel »Bergische Expo ’06« nun ihre Ergebnisse – einige, die wichtigsten von ihnen wollen wir Ihnen auf den folgenden Seiten vorstellen, verbunden mit der ausdrücklichen Einladung, die Sommer- und Ferienwochen zu Ausflügen ins Bergische Land zu nutzen. Es lohnt sich außerordentlich, wir haben es selbst erlebt.
Für diejenigen, die in den weiten Ebenen Nordrhein-Westfalens beheimatet sind: Das Bergische Land ist zwar auf eine Weise bergig wie keine Region sonst im Land, der Name jedoch ist auf das Herzogtum und davor die Grafschaft von Berg zurückzuführen, deren Herrscher zunächst in Altenberg und dann bis ins 16. Jahrhundert in der Freiheit Burg an der Wupper residierten. Das Gebiet kam 1815 an Preußen und wurde 1822 Teil der Rheinprovinz. (Wer dies schon wusste, mag den Hinweis verzeihen).
Was hat die Bergische Regionale nun geleistet, was zeigt sie? Zunächst einmal hat sie, im Unterschied zu den Regionalen davor, einen starken Akzent auf die Wirtschaft und ihre besondere Geschichte gelegt. Das Bergische Land ist eine bedeutende Wiege der Industriegeschichte, es war schon früh ein Zentrum der Eisen- und Textilindustrie; es ist nach wie vor Standort vieler mittelständischer Unternehmen, die hochspezialisiert sind und für den Weltmarkt produzieren: Sie exportieren im Durchschnitt 45 Prozent ihrer Produkte ins Ausland. Unter der Dachmarke »kompetenzhoch3« kooperieren nun die Wirtschaftsförderungen der drei Städte – ein Desiderat. Beispielhaft ist auch das Projekt »Lebendige Unternehmenskultur«, das Leistungen von Firmen bündelt, die direkt dem Standort zugute kommen – kulturelles und soziales Engagement, Netzwerkbildung, Fortbildung, Nachwuchsförderung sowie gute Architektur.
Ein zweiter Schwerpunkt ist touristischer Art, er verbindet Industriegeschichte und Landschaft, beispielhaft sei der neue Park genannt, der unter der faszinierenden Müngstener Eisenbahnbrücke entstanden ist. Hier stoßen die drei Städte aneinander, hier ist bereits gefeiert worden und wird weiter gefeiert: der »Brückenzauber« ist noch einmal im August und zum Expo-Abschluss im Oktober zu erleben.
Vom Müngstener Brückenpark schlängeln sich künstlerisch gestaltete Wanderwege in die romantischen Täler von Eschbach oder Morsbach, sie sind Teil des Projekts »Erlebnis Industriekultur«, das sich mit ausgeschilderten Routen den zahlreichen anschaulichen Spuren der Textil-, Werkzeug- und Schneidwarenindustrie widmet. In den drei Städten selbst sind darüber hinaus bedeutsame städtebauliche Vorhaben verwirklicht oder auf dem Weg: In Remscheid wird eine ehemalige Bahntrasse zu einem Erlebnisweg gestaltet, der die Unternehmensgeschichte der Stadt aufarbeitet; Solingen hat die Sanierung seiner südlichen Innenstadt vorbildlich (fast) vollendet; Wuppertal belebt seine historischen Parkanlagen auf den Höhen und wagt sich an eine Neugestaltung des Wupperufers. Bürgerschaftlich ist dagegen das Projekt »Bergischer Ring« getragen, ein Zusammenschluss aus verkehrshistorisch ausgerichteten Vereinen, das nun mit historischen Straßenbahnen, OBussen, der Schwebebahn und einem Schienenbus Touren durch die Region anbietet.
Kurz: Die Regionale 2006 hat, wahrscheinlich noch stärker als die voraufgegangenen Regionalen, erfüllt, was ihre Aufgabe war: Zusammenhänge zu zeigen, zu vernetzen, zu bündeln, Selbstbewusstsein zu schaffen. Die Bergische Expo ’06 zeigt es. UDE
www.regionale2006.de, www.bergische-expo.de, www.erlebnisindustriekultur.de