Foto: Brigitte Kraemer
//__In den letzten Wochen hat es ja ein bisschen gekriselt in der Beziehung zwischen »Mann und Auto«. Nicht, dass die beiden kurz vor der Scheidung stünden, doch das Paar hat schon bessere Tage gesehen. Als Mann noch nicht darüber sprechen musste, was sein Hobby zum Auspuff hinausbläst, wo er doch viel lieber erzählt, wie viel Kraft unter der Haube zu finden ist. Sorgen muss man sich jetzt nicht, dass morgen keine allradangetriebenen SUVs mehr durch das unwegsame Terrain unserer Innenstädte planieren. Denn schließlich, so heißt es, gehen Beziehungen aus Krisen ja gestärkt hervor.
Jetzt, wo einem zum Stichwort Auto immer gleich Emission einfällt, halten wir uns also vorerst an bessere Zeiten. Schauen mit Brigitte Kraemers neuem Fotoband zurück auf jene Jahre, in denen es in den Werkstätten noch nach Schmieröl roch und »Mann und Auto« mehr waren als die kleine Summe beider Teile; und sehen: vorbehaltlose Demut, wollüstiges Dahinrollen, quasi-religiöse Kontemplation und jede Menge dubioser Gefühle, die dem Fahrradfahrer schon mal übel aufstoßen können.
So nahe dran war wohl selten jemand an Menschen, die ihre Nachmittage bevorzugt in oder unter dem eigenen Wagen verbringen. Abhängig von der emotionalen Intensität, die der Betrachter der Bilder für sein Gefährt aufzubringen vermag, erscheint ihm diese automobilisierte Hingabe lächerlich. Doch Brigitte Kraemer, die bei Angela Neuke und Willy Fleckhaus an der Folkwangschule Fotografie und Grafik-Design studierte, ist es keineswegs darum zu tun, Klischees ins Bild zu setzen.
Seit 1994 hat sich Kraemer auf Raststätten, Rennbahnen, Garagen, Automessen und überall dort umgesehen, wo dem vierrädrigen Fetisch gehuldigt wird. Nicht zuletzt auch durch die sprechende Abfolge und Gegenüberstellung der Bilder, ist so ein Buch voll von kleinen, melancholisch grundierten (Sozial-)Geschichten entstanden. Im Zentrum stehen dabei nicht nur die PS-Gläubigen mit ihrem Tuning genannten Altardesign, sondern immer wieder auch jene freie Fahrt begehrenden Bürger, denen selbst das durchschnittlichste Gefährt zum Statement wird. Es sind, bei aller Absurdität, intime Verhältnisse, die da offen gelegt werden. Mag der Alltag all dieser motorisierten Männer auch grau sein, ihre Liebe zum Wagen ist innig. Das zu sehen ist komisch und, ja, auch traurig. //
Brigitte Kraemer: Mann und Auto, Klartext Verlag 2007, 29,90 Euro