TEXT: VOLKER K. BELGHAUS
Im Potsdamer Nikolaisaal ist eine Flasche Mineralwasser umgefallen, rein landschaftlich sieht Saarbrücken wie Nashville aus und: Kann man eigentlich Menschen trauen, die mit verschränkten Armen Bananen essen? Das sind so Dinge, die Sven Regener, Sänger von »Element of Crime« und Autor der »Herr Lehmann«-Trilogie, in seinen Blogs mit »Hamburg-Heiner« bespricht. Letzterer ist fiktiv, meinungsstark und eigens vom Autor erfunden worden, damit er jemand zum Quatschen hat in dieser »Blog-Sause in all ihrer Sinnlosigkeit«.
Richtig – eigentlich braucht diese Mischung aus Tagebuchnotizen und lausigen Fotos kein Mensch; es wäre aber schade, wenn es sie nicht gäbe. Ein großartiger »Laberflash« im bewährten Regener-Sound, der das Beiläufige feiert und sich zeilenlang an vergessenen Erdnüssen auf Tourbussitzen festhält. Er freut sich auf der Buchmesse über Tragetaschen und Yogi-Tee und spekuliert, dass, wenn der Stand der Arno-Schmidt-Stiftung wie der von Goldmann wäre, dort wahrscheinlich »leichtgeschürzte Hostessen Wanderstöcke als Chartpowergimmicks verteilen würden.« Und übrigens: »VÖ heißt nicht vorderes Österreich!« Den in mehreren Einträgen angedrohten Simmelwitz erzählen die beiden dann doch nicht; schade eigentlich. Diese »Logbücher« sind unspektakulär und gerade deswegen so unterhaltsam. Sven Regener hat schon vor einigen Jahren eine vorausschauende Zeile in einem Element of Crime-Lied gesungen:»Wenn nichts passiert, dann bin ich meistens glücklich.« Passt.
Sven Regener, »Meine Jahre mit Hamburg-Heiner / Logbücher«; Galiani Verlag, Berlin 2011, 432 Seiten, 19,95 Euro