Alles Schutt, alles Asche. Nach dem verheerenden Krieg waren Utopien rar, kulturelle Kontinuitäten zerstört. Die Kunst am Nullpunkt. Das ist die Situation, in der Emil Schumacher zum Neuanfang ansetzte – und mit ihm die europäischen Maler seiner Generation. Auf der Suche nach einer gemeinsamen Sprache entdeckten viele von ihnen die gestisch-expressive Abstraktion für sich.
Die erste Sonderausstellung im neuen Emil Schumacher Museum zeigt den Hausherrn nun in Gesellschaft von Zeitgenossen, die nach 1945 malend die »Neue Freiheit« beschworen – freilich mit recht unterschiedlichen Ergebnissen. Zugegen sind dort etwa Beispiele der Spanier Antonio Saura und Antoni Tàpies, des deutschen K.R.H. Sonderborg und der Gruppe Cobra, in der sich 1948 dänische, flämische und niederländische Künstler zusammentaten.
Die Auswahl der Gäste in Hagen wird dabei weitgehend vorgegeben vom Bestand der Kunsthalle Emden, die 23 Leihgaben schickte, alle aus der Schenkung des in Witten geborenen Galeristen Otto van de Loo. Der hatte 1957 Paris besucht und sich dort für die spontanen, intuitiven, ungezwungenen Gesten der Generation Schumacher begeistert und die Entwicklung dieser Strömung lange verfolgt.
Viele von van de Loos Favoriten waren vertreten auf der documenta III in Kassel, wo man 1964 die »Weltsprache der Abstraktion« ausrief. Hagen kann nun noch einmal die drei monumentalen documenta-Beiträge von Schumacher vereinen – oder besser, was daraus geworden ist. Denn eine dieser durch kraftvolle Wellenformen geprägten Arbeiten hat der Künstler nach missglückten Korrekturversuchen Mitte der 60er zerstört, den Bildträger 1991 übermalt. Mit diesem »Palmarum« betitelten Credo klingt sie aus – die Hagener Zeitreise durch die europäische Abstraktion nach 1945. | STST
Emil Schumacher Museum, Hagen. Bis 16. Mai 2010. Tel.: 02331/3060066. www.esmh.de