// Etwas Lustiges wünschte sich der scheidende Aalto-Ballettdirektor Martin Puttke von Christian Spuck. Der Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts, auch in Essen seit »Endless Waltz« und »Die Kinder« kein Unbekannter mehr, nahm sich Georg Büchners »Leonce und Lena« vor. Mit 28 Tänzern und Fabulierlust übersetzt Spuck das Romantische, Ironische und Melancholische des Stücks komplett in Bewegung. Dazu setzt er das klassische Ballett auf flache Fuß- und Schuhsohlen, bringt modernen Schwung in Arme und Beine, knickt spielerisch Füße und Hände hoch, zitiert Ballettpantomimegesten, lässt den Hofstaat gespreizt posieren. Abgehackt maschinenhafte Bewegungen entsprechen Büchner-Valerios spottend-bitterem Menschenbild: »Nichts als Kunst und Mechanismus«.
Die tänzerische Kurzweil begleiten spritzig die Bergischen Symphoniker, dirigiert von Florian Ziemen: süßliche Strauss- und klapprige Schnittke-Walzer, Kompositionen von Delibes, B.A. Zimmermann und Klänge von Martin Donner künden von einem witzlos leeren Universum. Da auch Büchner collagiert, passen die stilistischen Hopser prima. Auch die Drehbühnenausstattung von Emma Ryott mixt: abstrakte Elemente und romantische Wirtshauspappkulisse, Kostüme und Perücken karikieren Rokoko. Dazu erstklassige und spielfreudige Tänzer: Tomás Ottych und Denis Untila als Leonce und Valerio lümmeln sich vor Langeweile auf dem Boden, im Schulterstand lassen sie die Beine in die Höhe ragen, was außer der Perspektive auch nichts ändert. Oder sie erforschen ihre Lebenslust mit kurzen Tanzschwüngen. Hinreißend dämlich gerät dem jungen Emil Wedervang Bruland König Peter. Gouvernante Alena Gorelcikova bandelt keck mit Valerio an. Ludmila Nikitenkos hat die unkomischste Rolle als Prinzessin Lena, der ihr luftiger Pas de deux mit dem Prinzen eher zu unterlaufen scheint, als dass sie ihn heftig gewollt hätte. Ein stimmiges Ballett, nicht revolutionär, aber niveauvoll unterhaltsam. // SUCHY