Das neue Album von International Music beginnt passend zum Titel »Ententraum« mit sommerlicher Teichatmosphäre. Noch vor den ersten Gitarrenriffs plätschert Wasser, zwitschern Vögel und zirpen Insekten. Wie schon in ihrem Debüt »Die besten Jahre« geben Peter Rubel, Pedro Goncalves-Crescenti und Joel Roters in den sprachverliebten Texten ihres zweiten Albums viele Rätsel auf. Ihr Markenzeichen ist das Unerwartete: Sie legen Fährten, die den Hörer in eine bestimmte Richtung lenken, nur um ihn am Ende in einem völlig überraschenden musikalischen Raum zurückzulassen.
Schon der harmlos wirkende Albumtitel »Ententraum« führt in die Irre. Denn immer wieder wird die Harmonie luftig-leichter Melodien gebrochen durch zornige Intervalle und rasante Tempowechsel. Die für das Essener Trio typischen Chor-Harmonien treffen auf verzerrte Gitarren und punkiges Geschrei. »Erosion Korision« etwa beginnt mit einem getragenen Intro aus Gitarre und Schlagzeug und geht schließlich in ein wütendes Schrammel-Chaos über, das beim Konzert im Pogo enden dürfte.
International Music bewegen sich mit Schlagzeug, Bass und Gitarre flexibel zwischen den musikalischen Genres. Vom Krautrock geht es rüber zum 80er-Jahre-Pop und zurück zu den Beatles. Der Trip durch die Musikgeschichte ist zwischendurch zwar etwas anstrengend, aber auch kurzweilig. Die Band nimmt in einer musikalischen Achterbahnfahrt mit nach »Los Angels« (sic!) und reist mit uns »raus aus‘m Zoo, rein ins Geschäft«. Weiter geht es auf die »Insel der Verlassenheit« bis hinein in den Dschungel, dessen »grünes Band« uns sanft umarmt. Ihre schrägen Geschichten ergeben nicht immer einen Sinn, schlagen aber oft nachdenkliche Töne an: »Falsche Leute angelacht, zu viel nachgedacht, Weltraumschrott im Treppenhaus und der Blues schaut aus seiner Wohnung raus.«
Regelmäßig taucht ein gewisser »Herr Schmidt« als »Gedankenzähler« in den Songs auf. Gesprochen von Pedro Concalves-Crescenti unterbricht er die Stimme Peter Rubels mit Einwürfen und Monologen. Mit pädagogischem und trotzdem rotzigem Duktus berichtet er in »Die Höhle der Vernunft« vom Ursprung der Intelligenz und der Selbsterkenntnis. »Herr Schmidt« ist auch für den titelgebenden »Ententraum« verantwortlich: »Ich bin eine kleine Ente und habe einen Traum gehabt… Ich verließ mich auf meine leisen Pfoten und tapp, tapp, tapp ging ich den Weg hinab. Als ich unten angekommen war, konnte ich endlich sehen, was mir zu Füßen lag…«
Der Sound, der Produzent Olaf O.P.A.L. dem einstündigen Album verpasst hat, lässt sich kaum mit nur einem Wort beschreiben. Die 17 Lieder sind alles gleichzeitig: surreal und melancholisch, verwirrend und poetisch, humorvoll und rau. Die vielen Kontraste in Musik und Texten machen den »Ententraum« im besten Sinne zu einem abwechslungsreichen akustischen Erlebnis.
»Ententraum« erscheint am 23. April bei Staatsakt.