TEXT VOLKER BELGHAUS
Der Couchtisch ist über die Jahre der Gleiche geblieben. Ein niedriges Möbel mit geschwungener Glasplatte und dickwadigen Holzfüßen; keines, mit dem einen Designpreis gewinnen würde. Das ist aber auch nicht Sinn der Sache – der Tisch gehört zum Inventar des Deutschen Wohnzimmers, das die Werber von »Jung von Matt« seit 2004 in ihren Agenturräumen eingerichtet haben, um sich in der passenden Umgebung besser in den Durchschnittsdeutschen hineindenken zu können. Die Realität besteht eben nicht aus hellen Industrielofts mit Vintagemöblierung, sondern aus Ecksofa, Fernseher, Schrankwand, Fernsehzeitung und Gummibaum. 2009 und 2016 fanden Renovierungen statt, die Interessantes zu Tage förderten – so wohnte man lange in apricot- und eierschalengelben Sitzgruppen, erst 2016 rückt ein graues Designersofa an deren Stelle. Die Unterhaltungselektronik verändert den Raum am sichtbarsten – der Röhrenfernseher wird durch einen Flachbildschirm ersetzt; die Computerecke verkleinert sich zu Laptops und Smartphones, und der sperrige CD-Ständer verschwindet irgendwann ganz. Was blieb: Couchtisch, Schrankwand mit Vitrinenelement, Orchideen, Alpenveilchen und Ficus sowie der Hang zu gesammeltem und ausgestelltem Nippes. Ein bisschen langweilig, aber völlig normal.