TEXT: STEFANIE STADEL
Heimspiel: Die in Köln lebende Japanerin Leiko Ikemura bekommt dieses Jahr den Preis der Cologne Fine Art. Und ist passend dazu prominent vertreten im Programm von Karsten Greve – ebenfalls aus Köln. Am Stand des Messeneulings wird etwa der »Kaiserstuhl« glänzen, den Ikemura 2013 mit Ei-Tempera und Öl auf Jute brachte und der einmal mehr klar macht, wo die Wurzeln ihrer Kunst liegen. Noch keine 20 Jahre alt, war sie um 1970 aufgebrochen, um in Spanien zu studieren. Die großen spanischen Maler und einzelne Meister der klassischen Moderne haben ebenso wie die Tradition der japanischen Tuschzeichnung und Kalligraphie wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung ihrer ganz eigenen Kunst genommen.
Trompe-l’oeil-Fayencen waren die Hingucker auf den herrschaftlichen Festtafeln des Barock. Im 18. Jahrhundert gab es etliche Manufakturen, die sich auf diese Art von Augenschmaus spezialisiert hatten. Der Düsseldorfer Experte für Fayencen, Esch Kunsthandel, bringt einige schöne Beispiele mit nach Köln. Darunter die um 1750 geschaffene Terrine in Gestalt eines Kohlkopfs – naturalistisch bemalt mit »Muffelfarben«.
Einst jobbte sie als Model. Doch mit Mitte Zwanzig entschloss sich Sarah Moon dazu, die Arbeit vor der Kamera mit jener dahinter zu tauschen. Mit ihren zuweilen fast poetischen Modefotografien hat sie sich seither einen großen Namen machen können in der Szene – »Marie-Claire«, »Elle« und »Vogue« gehörten zu den Auftraggebern der 1941 geborenen Französin. Die auf zeitgenössische Fotografie spezialisierte Hamburger Galerie Heine & Persiehl will in Köln bekannt machen mit der Fotografin. Unter anderem zeigt sie auf der Cologne Fine Art eines von Moons bekanntesten Motiven: Die verträumte »Suzanne aux Tuileries« von 1974.
Zum Einstand auf der Cologne Fine Art kündigt 401contemporary sich unter anderem mit einigen beachtenswerten Arbeiten von Adolf Luther an. Unter den Kollegen, die sich zu Beginn der 60er Jahre vom traditionellen Tafelbild verabschiedet haben, war er wohl einer der konsequentesten. Glas, Metalle, Spiegel, Linsen, Laser und Rauch gehörten zu den bevorzugten Materialien des 1912 geborenen Künstlers. Mit ihrer Hilfe wollte er die Lichtwahrnehmung selbst ins Zentrum der Seherfahrung rücken. Zu den spektakulärsten Stücken, die 401 contemporary aus Berlin im Messegepäck hat, gehört ein zweimal zwei Meter großes Objekt, das Luther in seinem Todesjahr 1990 aus 144 Hohlspiegeln zusammengebastelt hat.
Es ist Nacht. Das Licht des Mondes scheint durch die Bäume und beleuchtet den Uhu, der mit ausgebreiteten Flügeln eine Elster schlägt. Federn fliegen durch die Luft. Im Vordergrund sind einzelne Gewächse exakt zu erkennen: Wein, Spitzwegerich und Löwenzahn. Ein Gemälde, wie es typisch ist für Jean-Baptiste Oudry, der sich ab 1724 als Hofmaler des französischen Königs Ludwig XV. verdingte. Es gehört zu den Schätzen im Messe-Aufgebot der auf Alte Meister spezialisierten Galen Galerie aus Greven. Hier kann man kaufen, was einst vielleicht im Schloss eines französischen Adeligen hing.
»Gewidmet den Hallen der höchsten Harmonie« , diese Inschrift hat es in sich. Denn sie lässt darauf schließen, dass der kostbare Teppich aus Baumwolle und Wildseide Anfang des 19. Jahrhunderts eigens für die Verwendung im Palast in Peking gefertigt worden war. Dafür könnten auch die fünf kaiserlichen Drachen sprechen, die das Mittelfeld und die Ecken zieren. Maximilian Lerch, Spezialist für exklusive Teppiche, will das gute Stück aus dem Besitz einer alten italienischen Aristokratenfamilie in Köln präsentieren. Sicherlich ein Höhepunkt in der Koje des Münchners, denn erlesene Arbeiten wie diese sind heute auf dem Markt kaum mehr zu finden, noch dazu in einem so guten Zustand.
Der Erste Weltkrieg ist vorüber, und Karl Schmidt-Rottluff versucht Abstand zu gewinnen. Ruhe findet der einstige Brücke-Künstler vor allem in einem kleinen Fischerdorf an der Ostsee, wo er bis 1931 jeden Sommer verbringt. Dort »An der Küste von Jershöft« malt er 1921 auch jenes »Haus am Meer«. Eines der Top-Werke im Angebot der Düsseldorfer Galerie Ludorff. Mit wenigen Tuschfederstrichen erfasst Schmidt-Rottluff hier die für den Ort typischen Einzelheiten: Hohe Kiefern, Buschwerk, Häuser mit Reetdächern. Die Wellen auf dem blauen Meer machen sich durch rasche Striche und Zacken bemerkbar. Alles erscheint in Bewegung, unter den tiefhängenden Wolken zwischen dunklem Grau und leuchtendem Türkis.