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Zum unguten Schluss

01. Jul. 2019

Diversität gehört zu den Top-Themen des Kulturbetriebs: Die Vielfalt der Gesellschaft und wie sie sich in Personal, Programm und Publikum niederschlägt, zählt zu den zentralen Herausforderungen für Museen, Theater und Bibliotheken. Das Beratungs- und Serviceangebot der Zukunftsakademie stieß zuletzt auf wachsenden Zuspruch der Kulturszene des Landes. Ein gelungenes Projekt – eigentlich: Der Erfolg kam zu spät.

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Lange war es dem Trägerverein der ZAK nicht gelungen, aus einer Idee des Kulturhauptstadt-Jahres auch ein klares Konzept zu schneidern. Der Arbeitsauftrag schien irgendwas mit Vielfalt und Zukunft und so zu sein. Erst 2013 nahm die Akademie unter Geschäftsführer Timo Köster den Betrieb auf. Doch mit dessen Angeboten wussten weite Teile des Kulturbetriebes nur wenig anzufangen. Köster betonte das Akademische an der ZAK, der praktische Mehrwert seiner zeitgenössisch formatierten, aber wenig konkreten Events erschloss sich oft nicht. Das änderte sich erst, als Köster die ZAK 2016 verließ und Inez Boogaarts aus Rotterdam den Job übernahm.

Die niederländische Fachfrau sorgte für einen gelungenen Neustart, als sich neue Probleme abzeichneten: Die Essener Stiftung Mercator fördert nämlich – wie beinahe alle Stiftungen – grundsätzlich nur über einen begrenzten Zeitraum. Der ist bei der ZAK nach nun neun Jahren ausgeschöpft; die Unterstützung endet im Dezember. Mit durchschnittlich 350.000 Euro jährlich war Mercator aber Hauptgeldgeber. Das Land NRW steuerte weitere 250.000 Euro zum operativen Betrieb bei.

Ein adäquater Ersatz sei leider nicht gefunden worden, erklärte das zuständige Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Für zusätzliche Hürden sorgte dabei das sogenannte Zuwendungsrecht: Wer der beiden bisherigen Geldgeber welche ZAK-Angebote genau unterstützt, hatte bei einer Prüfung früherer Haushaltsjahre durch die zuständige Bezirksregierung in Arnsberg zu Beanstandungen geführt. Kurz gesagt gelten für finanzielle Förderungen durch das Land andere Bedingungen als für die einer Stiftung. Im Raum stand deshalb die Rückforderung größerer Summen, die Juristen beider Seiten nur mit viel Geschick abwenden konnten. Das Ministerium sah sich danach aber außerstande, die Einrichtung allein weiter zu betreiben. Einige zentrale Angebote der Zukunftsakademie dürften aus rechtlichen Gründen nicht mit Landesgeldern gefördert werden, hieß es.

Die Zukunftsakademie hat also selbst keine Zukunft; der Trägerverein wird zum Jahresende aufgelöst. Das Thema »Diversität« werde aber nicht aus dem Fokus geraten, betonte Staatssekretär Klaus Kaiser (CDU) in einer Sitzung des Landtags-Kulturausschusses: Im Herbst wolle man ein Konzept vorlegen, wie die inhaltliche Arbeit der Akademie in einem anderen Rahmen weiter geführt werden könne. Das wird jedoch ohne die erfolgreichen Frauen aus dem Team von Inez Boogaarts geschehen: Zwei Projektmanagerinnen wechseln zur Bundeskulturstiftung, die ZAK-Chefin selbst übernimmt im Herbst die Leitung des renommiertes Festivals »Poetry International« in Rotterdam – woanders ist die Kompetenz der Bochumer Frauschaft in Sachen Vielfalt offenbar gefragt. Die Regierungskoalition aus CDU und FDP wird also mit neuem Personal nachweisen müssen, dass nicht doch ideologische Gründe zum Ende der Zukunftsakademie geführt haben. 


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