Die Kölner Oper steht in ihrem 50. Jahr. Allein, das Haus am Offenbachplatz hat schon bessere Tage gesehen. Zum Saisonstart sollte Spektakuläres her, also: Prominenz. Auf den Hauptstadt-Coup mit der »Dreigroschenoper« folgt als rheinische Variante: Brandauer inszeniert Lohengrin! Dem Slogan »Wir machens mitten in Berlin« lässt sich schließlich beliebig andernorts nacheifern. Interviews, in denen der Burg-Schauspieler sich dem momentan beliebten Regietheater- Bashing anschloss, verhießen vorab nichts Gutes. Und so wäre die Aufführung auch ein Lebend-Objekt fürs Theatermuseum, wiese sie nicht handwerkliche Mängel und stilistische Unsauberkeiten auf. Kahle Betontürme in fahlem Licht, die endzeitlich industriell anmuten, lassen noch Abstraktion erhoffen (Bühne Ronald Zechner), doch wabernde Trockeneisnebel, zuckende Blitze und eine dramatisch als C.D. Friedrich-Zitat postierte Eiche säumen den Weg ins Fantasy- Reich, wo sich edle Ritter, lichte Jungfrauen, Schurken in Schwarz, ein onkelhafter König und der Held tummeln. Die Mobilmachung im ersten Akt, das Gerangel um Brabant, der »deutsche König« Heinrich sind verkitscht zur Märchenkulisse.
Ihn interessierten keine politischen Implikationen, umso mehr die privaten Konflikte, hatte Brandauer bekannt, aber auch für letztere findet er keine Bilder. Man sieht Steh- und Rampentheater und verboten geglaubte Sängergesten. Die exzellenten Choristen dienen überwiegend als Kleiderständer und reichen einen lebensgroßen Schwan aus Pappe wie einen Pokal weiter. Lohengrin steht in silberblauem Harnisch, gerüstet mit Schwert und blonder Fönwelle da wie im Bilderbuch. Tatsächlich singt Klaus Florian Vogt auch so, womit wir bei der erfreulichen Seite wären. GMD Markus Stenz hat seinen Riesenapparat perfekt im Griff, und er weiß zu differenzieren. Neben Vogts strahlendem Tenor überzeugen Camilla Nylund als Elsa, Krister St. Hill als Telramund und Dalia Schaechters Ortrud mit Abstrichen. Die Fülle des Wohllauts allein macht es aber nicht. REM