Sarah Jäger ist mit »Und die Welt sie fliegt hoch« gleich zweimal für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2025 nominiert. Zu Recht!
Die 14-jährige, quirlige Ava weiß, wie man den Kontakt zur Außenwelt hält. Trotz Hausarrest, ausgerechnet in den letzten Wochen der Sommerferien. Um die Zeit zu überbrücken, meldet sie sich bei Juri, den sie noch aus der Grundschule kennt. Der wiederum ist ein »Drinnie« – außerhalb seines Zimmers fühlt er sich selten wohl. Soziale Interaktionen sind nicht seins und doch lässt er sich auf den Chat mit Ava ein, denn sie quatscht in ihren Sprachnachrichten drauflos und lässt nicht locker. So entsteht in Sarah Jägers Roman »Und die Welt sie fliegt hoch« zwischen den beiden schnell eine anregende Spannung, sie necken sich und fassen zunehmend Vertrauen. Trotzdem verschweigt Ava, warum sie eigentlich Hausarrest hat.
»So eine Sache«, sagt sie ausweichend und denkt sich dann immer wildere Geschichten aus, die sie Juri mit einem provokant nachgesetzten »Glaubst du?« auftischt. Nun bleibt auch er hartnäckig und beide lassen einander irgendwann hinter ihre Fassaden blicken. »In einer herausfordernden Welt, die Jungsein sehr schwer machen kann, finden Ava und Juri aneinander Halt und jenes Zutrauen, das es braucht, um standzuhalten und voranzugehen«, begründet die Kritikerjury die Nominierung des Romans für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Für den ist Sarah Jäger nun gleich zweifach nominiert – auch von der Jugendjury.
Aus dem Leben junger Menschen
Wie in all ihren bisherigen Romanen verarbeitet Jäger ernste Themen. Die Theaterpädagogin und Buchhändlerin hat ein feines Gespür für die Herausforderungen, die Heranwachsende beschäftigen. Im Chatverlauf zwischen Ava und Juri geht es unter anderem um die Trennung der Eltern und was es etwa bedeutet, alle zwei Wochen in eine andere Rolle zu schlüpfen: Mal ist man große und mal kleine Schwester für die Kinder, die die neuen Partner*innen der Eltern haben.
Auch soziale Ängste und die Sorge, etwas zu verpassen, spielen eine große Rolle. Der als Countdown zurück in den Alltag angelegte Chat hat oft eine entrückte Atmosphäre und entfaltet seine volle Wirkung im Zusammenspiel mit Illustrationen, die auch die Jugendjury schätzt: »Die Ausdrucksweise der Figuren hat gerade durch ihren mündlichen, gegenwärtigen Charakter sehr viel Poetisches und bietet Raum für Interpretationen. Perfekt ergänzt wird diese schöne Geschichte durch die durchgängigen, stimmungsvollen Illustrationen«, heißt es in der Begründung für die Nominierung. Auf den Doppelseiten stehen sich der »komische Vogel« und der zurückhaltende Astronaut, Avas und Juris Rollen auf einem in der Grundschule besuchten Kostümfest, gegenüber. Illustratorin Sarah Maus verleiht den inneren Welten der beiden nuanciert visuellen Ausdruck.
Sarah Jäger wurde bereits für ihren Debütroman vielfach ausgezeichnet und stand schon mehrfach auf der Shortlist des Literaturpreises Ruhr. Auf solchen Erfolgen ruht sie sich aber keineswegs aus, sondern legt noch vor der Verleihung des Jugendliteraturpreises im Rahmen der Frankfurter Buchmesse nach: Dort stellt sie ihren neuen Coming-of-Age-Roman »Das Feuer vergessen wir nicht« vor, in dem es um den Streik der Streichholzarbeiterinnen im 19. Jahrhundert geht – und um eine Begegnung im Pflegeheim.
Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird am 17. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse vergeben. Einen Livestream gibt es unter jugendliteratur.org
Sarah Jäger liest am 21. Oktober auf Schloss Benrath in Düsseldorf aus »Und die Welt sie fliegt hoch«, literaturbuero-nrw.de