Sieben Monate lang tourt der 27-jährige »Buchbotschafter« Lennart Schaefer auf einem Lastenrad durch die Republik. Sein Vorhaben: Die eigene Begeisterung fürs Lesen teilen. Halt macht er dafür bei Verlagen, Buchhandlungen, Festivals und Autor*innen auch in NRW.
Books are back! Zumindest behaupten das einige Stimmen nach dem letzten Rekord-Ansturm auf die Leipziger Buchmesse. Da geht aber noch mehr, findet Lennart Schaefer: Der selbsternannte »Buchbotschafter« hat bereits in verschiedenen Verlagen gearbeitet und macht nun mit einer außergewöhnlichen Aktion auf sich aufmerksam: Seine »Literadtour« führt ihn sieben Monate lang auf einem Lastenrad 8.000 Kilometer quer durch Deutschland, um Buchhandlungen, Autor*innen, Literaturfestivals, Verlage und Schulen zu besuchen. Im Gepäck: Das Nötigste an Klamotten und Hygieneartikel und acht persönliche Buchempfehlungen für den »leichten (Wieder-)Einstieg ins Lesen«.
Mit seinem Instagram-Account @literadtour dokumentiert der Buchbotschafter seine Reise und teilt Interviews, Eindrücke und Informationen mit seiner Community. Geplant sind außerdem YouTube-Videos und Podcasts. Die Route führt ihn zwischen Leipziger und Frankfurter Buchmesse durch alle Bundesländer. Dass der 27-Jährige fünf Monate Vorbereitungszeit für die Planung der Strecke brauchte, überrascht nicht, sieht man sich all die Stopps und Vorhaben des jungen Buchbegeisterten an. Im Mai und Juli führen ihn diese auch nach NRW, unter anderem nach Gütersloh, Dortmund, Münster und Köln. »In Gütersloh besuche ich zum Beispiel die VVA, die Vereinigte Verlagsauslieferung, also einen Zwischenhandel, in dem in 40 Meter hohen Regalen die Bücher gelagert werden, die dann an die Buchhandlungen gehen. Mit meiner Aktion geht es mir auch darum zu zeigen, was es in der Buchbranche außerhalb von Verlagen und Buchhandlungen zu entdecken gibt.«
Treffen mit Frank Schätzing und Ayşe Bosse
Seine Liebe zu den Büchern entfachten vor vielen Jahren Meggie, Staubfinger, Capricorn & Co. »Cornelia Funkes Tintenherz hat mich zum Lesen gebracht und zum Vielleser werden lassen“, schwärmt Schaefer mit dem erklärten Ziel, seine Liebe zum Lesen zu verbreiten. In einem Flyer empfiehlt er dafür Bücher, die den Einstieg in den Lesegenuss erleichtern sollen – von Tahsim Durkuns »Mama, bitte lern Deutsch«, über Stephan Schaefers »15 letzte Sommer« bis Mariana Lekys »Was man von hier aus sehen kann.« Dass sein Vorhaben neben dem intellektuellen Antrieb auch ein körperlicher Kraftakt ist, steckt der Hamburger, der seine Ausbildung im Kölner Verlag Bastei Lübbe absolvierte, lässig weg. Fahrradbegeistert sei er eh schon immer gewesen, ein spezielles Training habe er nicht absolviert: »Bisher tun Knie und Hintern ein bisschen weh, aber das ist alles im Rahmen.«
Neben Besuchen in Schulen, Buchhandlungen und Verlagen trifft er auf seiner Reise auch einige Autor*innen. Darunter Frank Schätzing, Christine Westermann und Ayşe Bosse. »Ein Autor hat mir sogar eine Nacht im Hotelzimmer gesponsert, weil er von der Aktion so begeistert ist«, erzählt Schaefer. Wenn er nicht in Hotels und Hostels unterkommt, übernachtet er bei Freund*innen und Familie. Nichtsdestotrotz bleibt das Vorhaben zuletzt auch eines, das finanziert werden will. Um sein Crowdfunding-Ziel von 12.000 Euro zu erreichen, fehlen noch einige Unterstützer*innen, die sich über die Webseite literadtour.net an der Aktion beteiligen können. Hier findet man auch die über 100 Städte und Gemeinden, an denen Schaefer Halt macht – für spontane Anfragen bleibt er nach wie vor offen. Und dass man bei so viel Radfahrerei kaum zum Lesen kommt, nimmt er gelassen: Zum Glück gibt es ja Hörbücher!