Der 80. Geburtstag des britischen Bildhauers Richard Long wird mit einer NRW-weiten Ausstellungsoffensive gefeiert. Das Zentrum ist eine Bodenarbeit aus Treibholz, das an den Düsseldorfer Medienhafen angeschwemmt worden ist.
Das Wandern ist des Künstlers Lust – das könnte Richard Longs Lebensmotto sein. Der Brite, der gerade erst 80 wurde, hat das Umherstreifen in der Natur zur künstlerischen Praxis gemacht. Exemplarisch demonstrierte er dies 1967 mit einer seiner bekanntesten Arbeiten, »A Line Made by Walking«: Indem er auf einer Wiese denselben Weg mehrfach hin und her ging, hinterließ er eine gerade Linie im Gras, die er fotografisch dokumentierte. Naturverbundenheit und das mathematische Konzept der Linie als kürzeste Verbindung zweier Punkte gehen hier eine sinnfällige Allianz ein.
Anders als bei den Pionieren der Land Art (mit der Long häufig, wenn auch unzutreffend in Verbindung gebracht wird) geht es ihm nicht um dauerhafte Eingriffe in die Natur: »Ich bin nicht daran interessiert, Landschaften zu verändern«, sagt der Brite. »Meine Arbeit ist eher ein Dialog mit der Landschaft, eine Berührung.« Die Strategie des Pfadfinders umfasst einerseits den Akt des Gehens, andererseits die Fundstücke, die er dabei aufliest. »Steine sammeln – Steine zerstreuen«, sangen die Puhdys und meinten dies als Sinnbild fürs Leben. Zu Richard Longs Methode passt die Zeile ebenso. Steine, aber auch Holz, Schlamm oder Treibholz dienen ihm als Rohstoff für geometrisch geordnete Skulpturen, die sich meist am Boden entfalten. Ein Stück Natur, eingebettet in das museale Biotop von Museen, Kunsthallen und Galerien. »Meine Arbeit ist mein Selbstbildnis in der Welt«, so Long. »Sie besteht aus den Materialien, die ich auf meiner Reise antreffe.«
Passionierter Wanderer
Bis heute dient ihm seine Geburtsstadt Bristol als Ausgangspunkt für künstlerische Expeditionen in die ganze Welt. Besonders häufig war der passionierte Wanderer in den vergangenen Jahrzehnten in NRW unterwegs. Hier kommt der Düsseldorfer Galerist Konrad Fischer ins Spiel. 1968 zeigte er erstmals Werke des damals 23-Jährigen und verhalf ihm zum Durchbruch. Mit einem »Circle for Konrad«, 1997 aus Schiefer gelegt und heute im Besitz der Kunstsammlung NRW, erwies Long seinem Entdecker seine Reverenz.
Die Verbindung besteht bis heute, und so verwundert es nicht, dass die in Düsseldorf-Flingern und Berlin ansässige Konrad Fischer Galerie zum 80. Geburtstag von Long das Ausstellungsprojekt »Satellites« organisiert hat. Eingebunden sind jene Orte in NRW, an denen man seinen Arbeiten begegnen kann. Düsseldorf, Duisburg, Essen, Kleve, Köln, Krefeld und Wuppertal umkreisen als Satelliten das Jubiläumszentrum, die Kai 10 | Arthena Foundation im Düsseldorfer Medienhafen. Präsentiert wird dort Longs Skulptur »Rhine Driftwood Line« – die Unternehmerin und Sammlerin Monika Schnetkamp, die 2008 die Arthena Foundation ins Leben rief, hat sie erworben. 2001 hatte sie der Künstler bei einer Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve geschaffen.
Die rund 40 Quadratmeter große Bodenarbeit besteht aus dicht zusammengefügtem Treibholz, das an den Rhein angeschwemmt wurde. Reste umgestürzter Bäume, abgebrochene Äste und anderes Strandgut fügen sich zu einem Mosaik, bei dem kein Teil dem anderen gleicht. Irgendwie paradox allerdings, dass ausgerechnet ein Kunstwerk des programmatisch mobilen Richard Long nur von außen durchs Fenster zu besichtigen ist. Gut deshalb, dass man den Treibholz-Teppich bei Führungen umkreisen kann.
»RICHARD LONG – RHINE DRIFTWOOD LINE«
KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION, DÜSSELDORF
BIS 7. SEPTEMBER
FÜHRUNGEN FINDEN NACH VORHERIGER ANMELDUNG PER E-MAIL
(TEBBE@KAISTRASSE10.DE) JEDEN DIENSTAG UM 17 UHR STATT.
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