Der Sommer hat neben Sonne und Ferien vor allem eines zu bieten: Festivals. Ganz große. Und kleine. Rock am Ring. Haldern. Vor allem aber: Für nahezu jedes Genre ein eigenes. Wer es mit dem Punk hält, der fährt eben nach Hünxe bei Bottrop, wo das Ruhrpott Rode seit 2007 all jene Bands UND Künstler*innen auf die Bühnen bittet, die entweder seit einer Ewigkeit eine ganze Szene prägen – oder das in Zukunft einmal tun könnten. Gleichwohl war das Line-Up noch nie derart üppig und ambitioniert wie in diesem Jahr.
Alleine die drei Headliner, die Festivalchef Alex Schwers – der übrigens für die deutsche Punklegende Slime die Trommelsticks schwingt und somit schon mehrfach beim eigenen Open-Air-Reigen auftrat – verpflichtet hat, sorgen bei punkaffinen Menschen für Begeisterung: Die Dropkick Murphys aus Boston sind nach dem Ende der Pogues die größte Folk- und Celtic-Punk-Band der Welt. Kreator aus Essen mögen eine international gefeierte Thrash-Metal-Combo sein. Frontmann Mille Petrozza allerdings hegt seit jeher auch Sympathie für den Punk und hat erstklassige Kontakte in die Szene. Social Distortion aus Orange County/USA wiederum prägen das Genre seit Ende der 80er Jahre, stellten seinerzeit eine Nähe der harten Riffmusik zum politischen Americana-Sound etwa eines Johnny Cash oder Bruce Springsteen her. Und veröffentlichten mit »White Light, White Heat, White Trash« eines der besten Punkrockalben der Geschichte, das heutzutage zahlreichen Künstler*innen ebenso als Referenzwerk gilt, wie das erste Album der Ramones oder das Debüt der Sex Pistols.
Hinter diesen Größen wartet das Ruhrpott Rodeo mit einer nicht minder exquisit besetzen zweiten Reihe an Bands auf: Anti-Flag aus den USA zählen aktuell zu den wichtigsten Polit-Punks. The Baboon Show aus Schweden um die unfassbar charismatische Frontfrau Cecilia Boström gelten als so etwas wie die derzeit größten Popstars im Punk. Pascow aus dem rheinland-pfälzischen Gimbweiler und Akne Kid Joe aus Berlin sind zwei Gruppen, die das Genre um neue, intelligente Texte zwischen Poesie und Sarkasmus bereichert haben. Knochenfabrik aus Köln, Dritte Wahl aus Rostock, Wizo aus Berlin sowie Planlos aus Düsseldorf sind personifizierte Klassiker der Szene. Und mit Danger Dan, eigentlich Rapper der Antilopen Gang, ist in diesem Jahr sogar ein Exot dabei. Wohlgemerkt: musikalisch, mit Klavier und Gesang. Die Attitüde wiederum passt perfekt zum Rodeo: Sein Song »Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt« mauserte sich 2021 vor allem dank seines extrem sozialkritischen und politisch eindeutig nach links driftenden Textes zu einem der erfolgreichsten Songs. Auch Danger Dan wird sie begeistern, die gut 10.000 Menschen auf der Wiese in Hünxe.
Ruhrpott Rodeo, 1. bis 3. Juli
auf dem Freigelände am Flughafen Schwarze Heide in Hünxe/Bottrop