Das Museumsnetzwerk Rhein-Maas bahnt der Freiheit den Weg – diesseits und jenseits der deutsch-niederländischen Grenze. Rund 50 Veranstaltungsformate umfasst die über zwei Jahre laufende Ausstellungsreihe »Freiheit_vrijheid«.
Die Erinnerung an das Kriegsende 1945, verbunden mit der Befreiung vom Nationalsozialismus, war im vergangenen Jahr das auslösende Moment für eine Initiative, die nun knapp 40 Ausstellungshäuser in der Grenzregion zwischen Rhein und Maas zusammenbringt. Und keineswegs nur Museen – auch Gedenkstätten, Kulturvereine, Städte und Gemeinden thematisieren den Begriff der Freiheit, der zwischen Unabhängigkeit, Laissez-faire und Einsicht so manche Facetten aufweist.
Noch bis Ende 2026 präsentiert das Museumsnetzwerk Rhein-Maas, das 2010 gegründet wurde und seitdem alle zwei Jahre grenzüberschreitende Verbundausstellungen zu aktuellen Themen organisiert, im Namen der Freiheit ein umfassendes Programm.
Thomas Baumgärtel setzt sich intensiv mit der Kunstfreiheit und ihren Grenzen auseinander. Anlässlich seines 40. Künstlerjubiläums erforscht unter anderem eine Ausstellung des Museums Goch im Sommer (8. Mai bis 7. Juli 2026) politische Aspekte im Œuvre des »Bananensprayers«. Mit seiner ikonischen Spraybanane wirbt der aus Rheinberg am Niederrhein stammende Künstler seit mehr als 40 Jahren für Demokratie und die Freiheit der Kunst; letztere ist als weiterer Teil des Programms übrigens auch Thema einer Ausstellung in der Städtischen Galerie im Park Viersen (10. Mai bis 1. August 2026).
Zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys hatte Baumgärtel 2021 ein Hochhaus in Goch mit einer »Beuysbanane« besprüht. Jetzt gibt es dank »Freiheit_vrijheid« einen weiteren Berührungspunkt mit Beuys: Ihm widmet das Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau eine Ausstellung, die seine Verbindung zur Foto- und Filmkünstlerin Katharina Sieverding ergründet. Unter den zahlreichen bekannten Beuys-Schüler*innen gehört sie zu den bekanntesten – 1972 schloss sie ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf als seine Meisterschülerin ab (11. Oktober 2026 bis 7. Februar 2027).
Auch Alltagserfahrungen sollen nicht zu kurz kommen. Ob und wie die Menschen auf dem Land in der Vergangenheit ihre Persönlichkeit entfalten konnten, das will das Museum Tuppenhof in Kaarst-Vorst in der kulturhistorischen Schau »Meine Freiheit – Deine Freiheit. Freiheit und Eingrenzung in ländlichen Gesellschaften« erkunden (17. Mai bis 17. August 2026). Welche Freiräume Männer und Frauen hatten, ist ebenso Gegenstand wie die Pflicht zur wirtschaftlichen Versorgung der Eltern – sie bedeutete oftmals eine erhebliche Einschränkung der nächsten Generation.
Um die Freiheit, in jungen Jahren ein kindgerechtes Leben führen zu dürfen, geht es im Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath (19. Juli bis 1. November 2026). Weitere Präsentationen befassen sich mit nationalen Mythen (»Siegfried Störenfried«, SiegfriedMuseum Xanten, 1. März 2026 bis 7. Juni 2026), dem Landschaftsbild am Niederrhein (Clemens Sels Museum Neuss, 5. Juli bis 11. Oktober 2026), sowie der »Verteidigung der Pressefreiheit und Demokratie seit 1955« in einer Foto-Ausstellung im LVR-Niederrheinmuseum Wesel (8. bis 31. Mai 2026).
Einen Blick zurück auf die ersten zaghaften Freiheitsbestrebungen am Niederrhein eröffnet das Haus Ingenray in Geldern. Die Ausstellung „Stadtluft macht frei“ (14. März bis 30. Mai 2026) führt in die Zeit der mittelalterlichen Stadtgründungen. Im Hochmittelalter entwickelten sich Städte zu Orten der Selbstbestimmung: mit eigenen Stadtrechten, Märkten und Ratsverfassungen. Zugleich wurden sie zu wirtschaftlichen und kulturellen Zentren.
Die Reihe führt die Besucher*innen grenzüberschreitend zu Ausstellungen in über 30 Museen, zu Orten der Erinnerung, Lesungen, Kunstaktionen und Workshops. In Rückblicken und Gegenwartsspiegelung zeigt sie, dass Freiheit nicht nur eine Frage der rechtsstaatlichen Grundordnung ist. Sie ist überall da, wo Empathie füreinander und gegenseitige Wertschätzung zuhause sind – ganz im Sinne Rosa Luxemburgs: Freiheit ist die Freiheit der Andersdenkenden.
»FREIHEIT_VRIJHEID«, MUSEUMSNETZWERK RHEIN-MAAS



