Das wissen vor allem sie, die Buchhändler*innen im Land. Diesmal Mike Altwicker, dessen Laden »Hansen & Kröger« im oberbergischen Wiehl im vergangenen Herbst mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet wurde – was allerdings nicht ganz überraschend kam. Schon viermal hatte sie die begehrte Auszeichnung erhalten – allerdings noch nie in der Hauptkategorie »Beste Buchhandlung«. Altwicker freut das natürlich. Er ist Teil des Inhaberpaares: »Wir engagieren uns stark im Bereich Veranstaltungen und der Leseförderung.« Seit 2004 ist er außerdem deutschlandweit unterwegs ist, um Neuerscheinungen zu bewerben. Auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen ist er gefragt, wenn es um Buchvorstellungen geht. »Wir organisieren zwölf Lesungen im Jahr«, sagt er, »Rufus Beck war schon da, Hannelore Hoger, Iris Berben, Heiko Deutschmann so oft, dass er eigentlich eine Wohnung in Wiehl mieten müsste.«
So imposant wie ihr Tätigkeitsbereich wirkt die Buchhandlung, die 2002 im Zentrum von Wiehl eröffnete und noch eine Filiale in Engelskirchen hat, erst einmal nicht: Auf kleinem Raum findet sich, was am meisten gefragt ist: Belletristik, Krimis, Kinder- und Jugendbücher, auch Mangas. »Die Ladengröße ist egal, weil die Leute eh reinkommen und fragen: ‚Was lese ich denn?‘«, sagt Mike Altwicker. Wichtig sei das Urvertrauen der Kunden zu ihren Buchhändlern, die auswählen aus der Masse. Große Veranstaltungen finden in der nahen Schulaula statt. Niemand aus der Buchhandlung heißt übrigens Hansen oder Kröger. Der Name entstand in einem kreativen Prozess. Ein Doppelname sollte es sein, etwas Hanseatisches ausstrahlen – und natürlich mit Literatur zu tun haben. Wer mehr wissen möchte, liest am besten Thomas Manns Novelle »Tonio Kröger«.

Mike Altwicker empfiehlt:
Susanne Tägder: »Das Schweigen des Wassers«
Bei der Fülle an Lesestoff, die es im Leben eines Buchsüchtigen abzuarbeiten gilt, sind Sternstunden selten. Vieles wiederholt sich, manches unterhält, weniges halt nach und bleibt. Susanne Tägders »Das Schweigen des Wassers« ist ein Roman, der im Leser nachklingt, wenn das Buch längst beiseitegelegt ist. Das liegt an der Art des Erzählens, an den Figuren, an dem historischen Kontext, an dem Schrecken der neueren deutschen Geschichte. Anfang der 90er Jahre wird Hauptkommissar Groth nach vielen Jahren im Polizeidienst der BRD als Aufbauhelfer Ost in seine alte Mecklenburger Heimatstadt geschickt. Kaum angekommen, wird die Leiche des Bootsverleihers Eck aus dem örtlichen See gefischt und Groth weiß sofort, dass das kein Unfall war. Denn Eck war wenige Tage zuvor bei ihm, hat ihm erzählt, dass er verfolgt wird. Als die neuen Kollegen den Fall schnell zu den Akten legen wollen, ermittelt Groth auf eigene Faust weiter und die Spur führt schnell zu einem nahegelegenen Ausflugslokal und zu einem ungelösten Mordfall in der DDR-Zeit. Susanne Tägder, selbst Juristin, stößt bei der Recherche zu ihrem Debütroman auf einen wahren, ungelösten Fall in der DDR, der ihre Neugier weckt und den sie gekonnt in ihren Roman einfließen lässt. Selbst für Leser, die keine Kriminalromane lesen, ist dieses Buch ein absolutes Muss. Susanne Tägder hat mit ihrem Debüt den Olymp der Kriminalliteratur bestiegen und sich direkt einen Platz unter den Besten ihrer Zunft gesichert.
SUSANNE TÄGDER: »DAS SCHWEIGEN DES WASSERS«, KLETT-COTTA, 336 SEITEN, 17 EURO
MIKE ALTWICKER PRÄSENTIERT AM 3. MAI, 19 UHR, MIT RALF KRAMP KRIMI- UND THRILLERFAVORITEN IN DER STADTBÜCHEREI WIEHL.