Der Wiener Liedermacher und Sänger Voodoo Jürgens veröffentlicht sein drittes Album »Wie die Nocht noch jung wor«. Im Frühjahr tourt er durch NRW.
Seit ein paar Jahren gibt es ein Revival der Mundart: Mit Bands wie Wanda oder Bilderbuch kehrte sie nach und nach in die deutschprachige Pop-Musik zurück. Auch in Österreich ist sie durch die Erben von Falco, Wolfgang Ambros oder Opus längst wieder im Mainstream angekommen. Aber da gibt es noch Künstler wie Voodoo Jürgens, der zwar Österreicher ist, aber als Austropop seine Musik nicht verstanden wissen will. Lieber bezeichnet er sich selbst als Liedermacher oder Bänkelsänger.
Als Mitglied der Britpop-Band Die Eternias hatte David Öllerer, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, noch auf englisch gesungen. Dann aber besann sich der ehemalige Friedhofsgärtner mit seiner Single »Heite grob ma Tote aus« auf seine muttersprachlichen Wurzeln. So affektiert der Wiener Schmäh bei Wanda oder Bilderbuch klingen kann, so bodenständig und authentisch klingt er bei Voodoo Jürgens. Manchmal eben auch so authentisch, dass selbst alteingesessene Wiener Probleme haben, die Texte zu verstehen. Doch die Musik von Voodoo Jürgens ist, so simpel sie auch zunächst klingen mag, keine Begleitmusik fürs Kaffeehaus und den kleinen Braunen. Seine Texte portraitieren Rumtreiber und Ausgestoßene, Huren und Freier oder eben die Strichkatzen und Vorstadt-Strizzis mit schwarzem Humor und jeder Menge Melancholie. Seine Stimme mäandert dabei zwischen gniedelndem, nasalem Sing- und einfühlsamem Sprechgesang.
Auf seinem neuen Album erzählt Jürgens mehr Persönliches, als er es bislang auf seinen Alben getan hat. »Es geht ma ned ei«, der erste Vorbote des neuen Albums, erzählt in schönster und auch traurigster Weise von der Trennung einer Frau. Bei Voodoo Jürgens klingen auch scheinbar banale Zeilen gleich viel romantischer, wenn sie im besten Wiener Dialekt vorgetragen werden: »Für di hätt i ollas gmocht / Na, es geht ma ned ei, na« (Hierbei stelle man sich das »na« bitte möglichst langgezogen vor). Begleitete sich Vodoo Jürgens zunächst noch selber auf der Gitarre, wird er auf »Wie die Nocht noch jung wor« von der Band Ansa Panier (frei als Festtagsgewand zu übersetzen) begleitet. Von Balladen über Wiener Soul bis hin zu Kneipenhits findet sich musikalisch alles, was die österreichische (und internationale) Palette hergibt. Voodoo Jürgens wirkt auf dem neuen Album nahbarer, persönlicher. Am besten ist es, ihn live zu sehen. Erst dann versteht man: Das ist kein Austropop – diese Musik ist für Antihelden gemacht. Vodoo Jürgens’ Dialekt ist weder Koketterie, noch Attitüde. Sondern für echte Straßenmusik gedacht.
16. Februar, FZW Dortmund
17. Februar, Zakk Düsseldorf
22. Februar, Gebäude 9 Köln
»Wie die Nocht noch jung wor« erschien im Dezember auf Lotterlabel (Sony)