Eine Ausstellung im Dortmunder LWL-Museum Zeche Zollern beleuchtet Westfalens (un)sichtbares Erbe.
Ist die Kolonialgeschichte bis heute in Westfalen sichtbar? Um Antworten darauf zu finden, blickt eine Ausstellung auf Zeche Zollern zunächst einmal zurück in die Geschichte, die Ende des 19. Jahrhunderts mit der Besetzung von Gebieten in Afrika, China und in der Südsee begann, und sie beschreibt auch, wie diese Vergangenheit bis heute wirksam bleibt. Dazu bringt sie 250 Exponate zusammen, präsentiert eine interaktive Karte und bietet 30 Hörstationen. Die Biografie eines Sklavenhändlers aus Hemer belegt da etwa die Verflechtungen zwischen Westfalen und den Kolonien, und die einst werbewirksame Figur des schwarzen Sarotti-Mannes illustriert lange gültige Klischees. Alte Zeitungen berichten vom Leben in den Kolonien, und Menschen von heute erörtern im Audio etwa die Frage »Was hat Kolonialismus mit mir zu tun?«
bis 26. Oktober
zeche-zollern.lwl.org
»Koloniales Minden«
Ein Stadtrundgang taucht in die Kolonialgeschichte ein.
Auch in Minden lassen sich bis heute Bezüge zum Kolonialismus entdecken. Etwa bei einer Stadtführung: Von der Kaserne über den Platz einer Völkerschau bis zum Denkmal des Großen Kurfürsten führt der Weg. Dabei werden mit historischen Bildern Mindener Bürger*innen als Akteure, Profiteure oder Befürworter des Kolonialismus gezeigt.
29. Juni und 28. September, je 16.30 Uhr
ab dem LWL-Preussenmuseum
lwl-preussenmuseum.de
»100 Quellen – 100 Orte«
Die Fern-Uni-Hagen stellt eine digitale Quellensammlung zur Kolonialgeschichte bereit.
Die Fern-Uni-Hagen will die ungeahnte Reichweite des Kolonialen, aber auch seine Grenzen aufzeigen und hat dazu 100 historische Texte, Bilder und Objekte gesammelt, die aus allen Gegenden in Westfalen-Lippe stammen und Themen wie Mission, Welthandel, Migration und koloniale Gewalt anschneiden. Nach und nach wird jede Quelle beschrieben, kommentiert und in den historischen Kontext gesetzt. Zeitlich reicht das Spektrum vom Sklavenhandel des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Zu den frühen Objekten zählt etwa ein denkmalgeschütztes Doppelhaus in Bad Berleburg. Bauherren waren der Schlosskoch Christian Müsse und sein Schwippschwager Ferdinand Christian Coridon, der 1752 mit einer Tabaklieferung aus Westafrika nach Westfalen gekommen war, als Geschenk an den Hof von Berleburg gelangte und dort Karriere machte.
koloniale-spuren.fernuni-hagen.de
»Westfalia – Westfalen und der Kolonialismus«
Ein Hörspiel-Podcast begibt sich auf Spurensuche.
Lena heißt die fiktive Protagonistin eines Hörspiel-Podcasts. Zu Besuch bei der Großmutter stößt die junge Münsteranerin auf ein Buch aus dem Jahre 1942: »Ich suchte Land in Afrika«, so der Titel. Heinrich Schulte-Altenroxel beschreibt darin eigene Erfahrungen als Münsterländer Kolonist in Südafrika um 1900. Der Zufallsfund im Bücherregal weckt Lenas Neugier, und sie begibt sich auf eine Spurensuche. Warum gab es in Südafrika eine Plantage namens »Westfalia«? Wer baute vor über 100 Jahren im Münsterland Tabak an? Und was haben wir heute noch mit dem Kolonialismus der Kaiserzeit zu tun? Das und vieles mehr erfährt man in den sechs Folgen von »Westfalia – Westfalen und der Kolonialismus«. Mit ihrer informativen Mischung aus szenischem Hörspiel, historischen Zitaten und O-Tönen von Expert*innen spannen die Autorinnen Anne Kluger und Tatjana Niederberghaus einen Bogen von der gewaltsamen kolonialen Vergangenheit zum Kaffeetrinken heute.
westfalen-medien.lwl.org