Die Dortmunderin Maxa Zoller arbeitet an der Schnittstelle zwischen Kino und Kunst und ist seit 2018 die künstlerische Leiterin des Frauen Film Festes. Zuvor hatte sie unter anderem in London Kunstgeschichte studiert und promoviert, Filmprogramme für Tate Modern oder das Filmprogramm der Art Basel kuratiert. Als Dozentin lehrte sie Kunst- und Filmgeschichte und Theorie am Londoner Goldsmiths College und Sotheby’s Institute of Art, sowie an der American University Cairo in Kairo, wo sie von 2013 bis 2018 lebte. Was steht 2025 auf dem Programm? Ein Gespräch.
kultur.west: Frau Zoller, warum haben Sie das Fokusthema »Sehen lernen und verlernen − Film dekolonisieren« gewählt?
ZOLLER: Die Zeit ist reif, dass sich die deutsche Kulturlandschaft tiefer mit der deutschen Kolonialgeschichte beschäftigt. Das Thema des Fokus’ begleitet uns schon lange – als Frauenfilmfestival ist man immer nah an politischen Themen von Gleichstellung und Gerechtigkeit und dieses Thema hat jetzt seinen Moment gefunden.
kultur.west: Der Schwerpunkt erstreckt sich jetzt über zwei Jahre und wird kommendes Jahr in Köln fortgesetzt. Warum?
ZOLLER: Das Fokusthema bedarf immer einer sehr genauen und sehr langen Recherche. Manchmal reicht ein Jahr nicht aus, um dieser Fülle und diesem Reichtum gerecht zu werden. Gerade bei dem Thema von kolonialen Kontinuitäten, vom Fortbestand von Rassismus war es uns wichtig, wirklich tief gehen zu können. Da ist ein Zwei-Jahres-Rhythmus aus zwei Gründen logisch: Einmal erlaubt es uns, tiefer in die Recherche einzusteigen, denn filmisch ist das Thema noch gar nicht erforscht. Zweitens hat es auch finanzielle Gründe, denn so können wir mit mehr Vorlauf auch Gelder akquirieren für die Recherche, für Gäste und für besondere Filme, die dieses Programm anreichern würden.
kultur.west: Was empfehlen Sie – über den Schwerpunkt hinaus – besonders aus dem Programm?
ZOLLER: Ich habe zwei Tipps. Der erste ist eine Langzeitbeobachtung: Über 30 Jahre begleitet die Regisseurin Aysun Bademsoy die erste türkische Mädchenfußballmannschaft Deutschlands. Daraus sind mittlerweile vier Filme entstanden, die wir alle nacheinander zeigen. Man erhält darin einen sehr besonderen Einblick in Generationen von postmigrantischen Berlinerinnen. Das zweite ist ein Gespräch über die neue Serie »Schwarze Früchte« in der ARD Mediathek. Das ist die erste große deutsche Produktion von und mit queeren People of Colour. Unsere Kuratorin Lisa Tracy Michalik ist Teil des Writers Rooms der Serie und darüber unterhalten wir uns. Diese zwei Veranstaltungen haben sehr viel mit Popkultur zu tun und ich mag es immer besonders, wenn man Popkultur vertieft und wertschätzt – das wird zu wenig getan in Deutschland.
kultur.west: Die Zeiten sind – auch für den Kulturbetrieb – gerade schwierig. Wie sehr belasten Sie finanzielle Kürzungen und die politische Stimmung für die Art von Festival, die Sie machen?
ZOLLER: Belasten tut mich das nicht, das schürt meinen Kampfgeist. Die finanziellen Kürzungen sowie das zunehmende rechte Klima in Deutschland geben uns Gelegenheit, unser Profil zu schärfen, unsere Community zu erweitern und das Programm noch politisch effektiver zu gestalten, als es ohnehin schon ist. Ich kann mich da nicht aufregen, ich kann nur bessere Arbeit machen.
Gespräch zu »Schwarze Früchte«: 5. April, 15 Uhr, Schauburg
Die Filmreihe über »Mädchen am Ball« ist am 4. April, 13 Uhr,
im sweetSixteen zu sehen.
Stadtrundgang »Decolonize Dortmund«: 6. April, 11.30 Uhr, Treffpunkt sweetSixteen
Internationales Frauen Film Fest Dortmund
1. bis 6. April 2025