Irgendwann dürfte es ziemlich ungemütlich auf der Bühne werden. Ein Sturm tobt, die Funkverbindungen brechen immer wieder ab. Als 1967 das Seenotrettungsschiff »Adolph Bermpohl« unterzugehen droht, müssen sich dramatische Szenen abgespielt haben. Die gesamte Besatzung ging damals über Bord und verunglückte – der aufgezeichnete Funkverkehr existiert bis heute. Und wird in Gütersloh sicher für eindringliche Momente sorgen: Christian Schäfer hat die Autorin Katharina Schlender damit beauftragt, ein Stück über Adolph Bermpohl zu schreiben, das auch die Aufzeichnungen von damals auf die Bühne bringt. Und das Thema Seenotrettung an sich. Denn ihr Erfinder war 1833 zur Welt gekommen – in Gütersloh.
»Ich suche immer wieder nach Geschichten, die sich mit unserer Stadt, unserer Region verbinden«, sagt der Künstlerische Leiter des Gütersloher Theaters, Christian Schäfer, der zur Spielzeiteröffnung professionelle Schauspieler*innen mit der Bürgerbühne, dem Spielclub 13+ und sogar mit einem Shanty-Chor zusammenbringt. Schon in »Raushauen« hatte er Tilman Rammstedt mutmaßen lassen, was aus dem Cheruskerfürsten Hermann und seiner Gattin Thusnelda nach der Schlacht im Teutoburger Wald geworden sein könnte. Oder die Lyrikerin Nora Gomringer mit »Oinkonomy« dazu gebracht, den Tönnies-Fleischskandal in einer Tragikomödie aufzuarbeiten. Nun hat Christian Schäfer mit Katharina Schlender eine Autorin engagiert, »deren Sprache und Herangehensweise« ihn reizte: 2003 hatte die Berlinerin den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes gewonnen.
In »Bermpohl bleiben« vermischt Schlender Zeiten und Realitäten, um die Geschichte eines jungen Mannes in den Mittelpunkt zu stellen, der in unserer heutigen Zeit Seenotretter werden will – und fast an seinen eigenen Ansprüchen scheitert. Der die Welt ein Stück weit besser machen will und zunächst in alptraumhafte, aber auch tragikomische Situationen abdriftet: In Wahnvorstellungen trifft Alfons (Constantin Gerhards) auf den historischen Adolph Bermpohl, dann sogar auf jenes gleichnamige Unglücksschiff, das 1967 vor Helgoland Menschen in den Tod riss. »Natürlich sind auch die heutigen Flüchtlingsdramen im Mittelmeer Thema«, kündigt Christian Schäfer an – auch wenn Adolph Bermpohl freilich in seiner Zeit vornehmlich auf die Nord- und Ostsee blickte und sich seine Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ausschließlich um deutsche Gewässer kümmert. Damals wie heute steht die Rettung aus Seenot schließlich für das Engagement anderer. Und den Einsatz für Menschlichkeit.
Bermpohl bleiben, 2. September (Premiere),
8., 10. September, 25. November,