Da kommt schon einiges zusammen, in diesem Stück. Drei Zeitebenen fügt der Autor aneinander, und viele viele Themen. Der Autor, das ist Matthias van den Höfel, gebürtiger Bochumer, der heute in Witten lebt und als Musiker schreibt und arbeitet. 2023 gewann er den Münchner Förderpreis für neue Dramatik für sein Stück »Drinnen«, das sich mit Care-Arbeit von Menschen mit Behinderung beschäftigt. Das Thema seines neuen Werks »Hal Hannah Hannibal« lässt sich nicht ganz so prägnant zusammenfassen.
Los geht’s in der fernen Zukunft. Ein Raumschiffs auf dem Weg vom Saturnmond Titan zur verlassenen Erde. An Bord die Crew aus cap (Nicolas Martin), m und t – und HAL, eine künstliche Intelligenz, die nicht immer einwandfrei funktioniert. Mit ihrer Hilfe wollen sie die Elefanten auf der Erde finden. »Schon ganz bald« hat Regisseur Hans Dreher in großen Buchstaben an die Hinterwand des Bochumer Prinz Regent Theaters projiziert, eine Handreichung ans Publikum für die einfachere zeitliche Einordnung.
»Gerade jetzt« heißt es in der baldigen Gegenwart, in der Neurobiologin Hannah (Laura Thomas) an einem Modul forscht, das menschliche Erinnerungen konserviert und jeder Zeit wieder neu erlebbar macht. Worum es außerdem noch geht: um den Verlust eines Kindes und die Schwierigkeiten, Beruf und Familienleben zu vereinbaren. »Eben noch« betitelt die dritte Zeitebene, die Vergangenheit, in der wir den furchtlosen und gefürchteten Underdog Hannibal (Tim-Fabian Hoffmann) auf seinem Weg über die Alpen begleiten. Seine Schlachten-Siege feiert der Chor mit ihm in Dauerschleife, bis sie irgendwann erschöpft am Boden liegen. Matthias van den Höfel hat einen Sprechchor ins Stück geschrieben, der in jedem Teil auftritt, kommentiert, als Sparringspartner motiviert und auch mal singt (ein verzerrtes »Weißt du, wieviel Sternlein stehen«).
Die Regie setzt auf den Charme der einfachen Mittel (was in freien Theaterhäusern natürlich auch immer der finanziellen Lage geschuldet ist). Aber das funktioniert ja wunderbar. Da wird aus zwei am Boden liegenden Schauspieler*innen und einem Lichtschein die Situation Ehebett, aus rotem Licht und Asche eine riesige Schlacht zwischen Karthago und dem römischen Reich. Das Prinz Regent Theater unter Hans Dreher und Anne Rockenfeller hat sich dem Geschichten erzählen verschrieben. Hier inszeniert Dreher sie mal humorvoll, mal bitter, nur um den Ton und die Stimmung gleich wieder zu brechen. Es ist ein rauschartiges Erzählen, das mit dem überreichen, herausfordernden Text auch spielt.
»Hal Hannah Hannibal«, 9. und 18. Juni
Neue Leitung mit Sabine Reich
Die Dramaturgin Sabine Reich übernimmt ab der Spielzeit 2025/26 die Leitung des Prinz Regent Theaters. Sie möchte eine Plattform für die freien darstellenden Künste aus Bochum und darüber hinaus eröffnen, plant Kooperationen mit der »Szenischen Forschung« und dem Institut für Theaterwissenschaft der RUB und im Bereich »Neuer Zirkus« mit dem Duo Diagonal. Die Zusammenarbeit mit der Folkwang-Universität will sie fortsetzen. Zuletzt war Sabine Reich Stellvertretende Intendantin und Chefdramaturgin am Schauspiel Dortmund (2020-2022). Hans Dreher und Anne Rockenfeller verlassen das Theater auf eigenen Wunsch.