In der Enge und Intimität und meist eher trockenen Akustik eines Clubraums funktioniert das britische Jazz-Trio Gogo Penguin ganz hervorragend – das hat es zuletzt vor gut einem Jahr in der Essener Zeche Carl bewiesen. Aber würde es auch im großen Saal des Konzerthauses Dortmund Begeisterungsstürme hervorrufen?
Der Sound von Gogo Penguin, die sich 2012 in Manchester gründeten, ist eine Fusion aus Jazz und zeitgenössischer Clubmusik. Schlagzeuger Jon Scott drischt fast in jedem Stück teilweise irre schnelle und ungemein präzise Breakbeats, Pianist Chris Illingworth variiert oft nur kurze Motive nach Art der Minimal Music, nutzt auch ein Keyboard und andere elektronische Mittel der Klangverfremdung. Bassist Nick Blacka grundiert ebenfalls oft mithilfe von Effekten und pumpt den Sound seines Instruments damit manchmal überlebensgroß auf.
Für das Konzerthaus Dortmund war es also durchaus ein Wagnis, das Trio in die Weite seiner Halle in das Jazz-Abo einzuladen – auch ob es so viel Publikum ziehen wird, war nicht abzusehen. Doch der Raum war fast ausverkauft von einem für Jazzkonzerte erstaunlich diversen Publikum, das sowohl altersmäßig als auch von den Geschlechtern her gut durchmischt war. Auch akustisch hatte die Technik den komplexen Sound der drei stark mit anderen Geräten verkabelten Musiker erstaunlich schnell im Griff und selbst das Schlagzeug klang kompakt anstatt im Hall zu verschwimmen.
Neue Kompositionen vom aktuellen Album
So spielten die drei Briten ein anderthalbstündiges Set, das es an nichts missen ließ. Neue Kompositionen vom aktuellen Album »Everything Is Going to Be OK« stellten sie eher an den Anfang und Bassist Nick Blacka erklärte dazu, dass der Albumtitel in der schwierigen Corona-Zeit entstanden sei. Um einen Hoffnungsschimmer zu setzen. »Das Album heißt ‚Alles wird gut‘, allerdings können wir das nicht versprechen«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
Zum Ende hin spielten sie mehrere Titel aus ihrem fantastischen zweiten Album »V2.0« von 2014, das bis heute ein Meilenstein des neuen, von elektronischer Musik inspirierten Jazz ist – und das auch in der Diskographie der Band bislang unerreicht ist. Das Publikum rissen die genial nach vorne drängenden Stücke zumindest zum Schlussapplaus aus den Sitzen. Großer Jubel im Stehen für Club-Jazz im Hochkultur-Haus.