Der »Tag des offenen Denkmals« lädt am 14. September zu einer Entdeckungsreise auf den Spuren der Bau- und Kulturgeschichte. 564 Veranstaltungen gehen in NRW an den Start.
Der zweite Sonntag im September ist der inoffizielle Feiertag für denkmalpflegerisches Engagement: An diesem Tag öffnen Institutionen, Vereine und Privatpersone bundesweit über 5.000 Denkmaltüren – kostenlos und ohne Voranmeldung. Motto ist diesmal »Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?«. Gemünzt ist die Devise auf die Architektur der Nachkriegszeit: Obwohl noch juvenil im Vergleich zu mittelalterlichen Bauten, nagt der Zahn der Zeit bereits an vielen restaurierungsbedürftigen Gebäuden, die nach 1945 entstanden sind. Zugleich werden sie von der Mehrheit der Bevölkerung oft nicht als gleichwertige Zeugnisse der Geschichte wahrgenommen.
Das thüringische Gera ist Schauplatz der zentralen Eröffnungsfeier. Über die Bühne geht sie im Kultur- und Kongresszentrum – einem überregional bedeutenden Beispiel der Ostmoderne. Wenig überraschend, dass Nordrhein-Westfalen, wo über 80.000 Baudenkmäler registriert sind, in puncto Veranstaltungen rund um den »Tag des offenen Denkmals« Klasse und Masse vereint. 564 Objekte, etliche davon sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, können am 14. September besichtigt werden – in der Regel mit fachkundiger Führung. Nur Sachsen bietet mit 588 Terminen noch mehr.

Auf der Website der Deutschen Stiftung Denkmalschutz lassen sich die jeweiligen Gebäude bequem nach regionalen und thematischen Kriterien filtern. Die wichtigsten Kategorien sind Sakralbauten, Schlösser und Burgen, Industrie-Anlagen, Wohnbau und Siedlungen sowie öffentliche Häuser. Dass Sakralbauten mit 151 Beispielen die Liste in NRW anführen, mag manch einen überraschen. Dabei geht es nicht bloß um Kirchen. So verbindet das Bildungs- und Tagungshaus Liborianum mit der Kapuzinerkirche in Paderborn über 400 Jahre Kirchengeschichte mit zeitgemäßer Nutzung. Am Denkmaltag findet hier die Nachhaltigkeitsmesse »Libofair« statt.
Wer ein Faible für Burgen und Schlösser hat, dem sei ein Abstecher nach Oberhausen empfohlen. Die dortige Burg Vondern, erstmals 1266 erwähnt und damit das älteste Baudenkmal der Stadt, bietet ein Programm mit musikalischer Begleitung und einer Lego-Ausstellung in der historischen Remise. Nur sechs Kilometer entfernt liegt Schloss Borbeck in Essen – ein ehemaliges Wasserschloss, das über Jahrhunderte den Äbtissinnen des Stifts Essen als Residenz diente. Dort steht die Führung »1000 Jahre Frauenpower« auf dem Programm.
Weil die Industrie-Architektur in NRW besonders markante Spuren hinterlassen hat, spielen Gebäude, die einst nützlich und heute sehenswert sind, eine besondere Rolle. Dazu gehört das Pumpspeicherkraftwerk Koepchenwerk in Herdecke, 1927 als eines der ersten großtechnischen Pumpspeicherkraftwerke in Betrieb genommen. Die Ausstellung »Der dritte Raum« zeigt Werke von 16 Künstler*innen, die sich mit der Geschichte und den architektonischen Besonderheiten des Industriedenkmals auseinandersetzen. Derweil lockt der Förderturm im siegerländischen Wilnsdorf mit einer Attraktion für Kinder: In dem 1911 stillgelegten Bergbauturm können sie eine »Zwergen-Knappenprüfung« ablegen. Dazu müssen sie unter anderem ein Sprengloch bohren – natürlich en miniature und unter fachkundiger Anleitung.
Ein Highlight des NRW-Programms dürfte die Visite der Bezirksregierung Düsseldorf werden. Das monumentale Gebäude an der Cecilienallee, das nach dem Vorbild des Berliner Reichstagsgebäudes zwischen 1907 und 1911 entstand, hat ebenfalls Open House. Eine beklemmende Führung zur »ehemaligen NS-Täterbehörde« vergegenwärtigt dann aber auch seine dunkle Vergangenheit als Gestapoleitstelle.




