Mit der Frage, ob Schatten Musik machen können, hat sich der 2017 gestorbene Klangkunst-Pionier Peter Vogel beschäftigt. Antworten hat er in seinen Schattenorchestern gesucht – und eins davon ist in der Ausstellung »Schattenklänge« (14. Mai bis 23. Juli) auf der Burg Vischering in Lüdinghausen zu erleben. Da sind die Besucher*innen eingeladen, mit den Klangwänden »Rhythmic Sounds I« und »Techno Soundwall« zu interagieren, die von Peter Vogel und seinem Sohn Achim Vogel Muranyi erschaffen wurden. Die in die Klangwände eingebauten Photozellen reagieren auf Schattenwürfe. Schlüpfen die Betrachtenden aus ihrer passiven Rolle, lösen ihre Schatten einmalige Klangereignisse aus.
Wie das funktioniert? Die Klangwände bestehen aus verchromten Eisendrähten und kurzen, vertikalen Stabilisierungselementen mit kleinen, verbauten elektronischen Teilen wie Kondensatoren, Transistoren, Dioden, Widerständen, Photozellen und integrierten Schaltkreisen. Aktivieren Schattenwürfe die Elektronik der Klangwände, beginnt ein komplexer Wirkungsprozess zwischen Akteur und Klangskulptur, zwischen der Wahrnehmung musikalischer Strukturen, von Bewegung und Raum. Jedes Klangereignis ist singulär und nicht wiederholbar. Die Performance an den Klangwänden durch den Sohn und Künstler Achim Vogel Muranyi am Eröffnungstag der Ausstellung (14. Mai, 15 Uhr) lässt die vielfältigen klanglichen Möglichkeiten dieser Kunstwerke erahnen.
Das Klangkunstfestival Soundseeing, das seit über 14 Jahren von der Landesmusikakademie NRW veranstaltet wird, hat im Mai noch mehr zu bieten: Vom 9. bis 21. Mai wird etwa das Gartenhaus des Kulturguts Haus Nottbeck in Oelde zur Klangkunstwerkstatt. Im multimedialen Transformator wandelt das Künsterduo Muzak & Riha partizipativ mit dem Publikum live vor Ort Bild in Sound und Sound in Bild.
In Münster sind zwei Ausnahme-Klangkünstler zu erleben: In der ersten posthumen Einzelausstellung von Paul Panhuysen aus den Niederlanden ragen vom 12. Mai bis 4. Juni lange Saiten in die Höhe der Ausstellungshalle am Hawerkamp, außerdem gibt es Sudokus in Bild und Klang.
Floris Vanhoofs Klanginstallation »Antenna« vom 19. bis 29. Mai in der BLACK BOX im cuba ist inspiriert von der Frage, wie ein sichtbares Objekt mit dem Unsichtbaren in Verbindung treten kann. Ein Konzertflügel wird gekrönt durch eine große sechseckige Antenne – und schon erklingen sie Saiten wie von Geisterhand, entstehen Melodien und Harmonien in nicht erklärbarer Abfolge. Auslöser der Schwingungen sind uns allgegenwärtig umgebende elektromagnetische Wellen, die durch die Antenne in Klang übersetzt werden.