In dieser Ausstellung gibt es nichts zu sehen. Aber zu riechen. Der Düsseldorfer Kunstpalast ergänzt seine Sammlung mit passenden Gerüchen.
Wie riecht ein Museum? Diese Frage möchte der Duftexperte Robert Müller-Grünow so pauschal nicht beantworten, denn jedes Museum hätte einen ganz eigenen Duft. Wie der Düsseldorfer Kunstpalast riecht, das weiß er hingegen ganz genau: Es ist ein zitrisch-frischer, holziger Duft, der sehr viele Naturbestandteile von Bergamotte, Orange, Limette, Jasmin oder Zedernholz enthält und hochwertig ist. »Er ist einfach schön, so wie es der Kunstpalast auch ist«, fasst Robert Müller-Grünow zusammen. Und er muss es wissen, denn er hat gemeinsam mit dem Team seiner Firma für Duftmarketing genau diesen Geruch entwickelt.
Dazu wurden Attribute gesammelt, wie offen, kreativ, dynamisch, experimentierfreudig oder humorvoll und dann in einen Duft umgesetzt. Der ist nun im Museum zu riechen und zwar in der Ausstellung »Die geheime Macht der Düfte«. Dort illustriert er den Raum, in dem ein El Anatsui einem Rubens und einem Richter gegenübergestellt ist – für Müller-Grünow das Herz des Kunstpalastes. Auch die meisten anderen Räume der chronologisch aufgebauten Sammlung des Kunstpalastes werden in der Schau olfaktorisch untermalt. Es beginnt mit der Religion: Christentum, Hinduismus oder Buddhismus haben jeweils eigene Gerüche. Myrrhe oder Sandelholz umschweben als Raumduft Statuen der thronenden Muttergottes, von Buddha oder Parvati, der Frau Shivas.
Vanilleduft fürs Jesuskind
Schon in Raum zwei aber korrigiert Müller-Grünow die christliche Mythologie: Das Gold, das die Heiligen Drei Könige auf dem Flügelaltar dem Jesuskind brachten, sei wahrscheinlich Benzoe gewesen – auch goldglänzend, aber ein Harz mit einem warmen, süßlichen Duft mit Vanillenoten. So hat sich der Duftexperte von den einzelnen Räumen der Sammlungspräsentation inspirieren lassen, mehr von den Themen, als von einzelnen Kunstwerken. Raum 35 riecht also nach Bohnerwachs, Florena Creme, Zweitaktmotor – und nach Westpaket. Richtig, hier findet sich Kunst aus der DDR. »Westpakete haben immer irgendwie ähnlich gerochen«, meint Robert Müller-Grünow, der zwar im Westen sozialisiert ist, aber als Jugendlicher mehrfach in der DDR war, »nach Schokolade, Kaffee und Waschmittel«.
Diese Düfte sind über interaktive Stationen mit Knopf abrufbar, es gibt aber auch Kolben und Hauben in und unter denen sich die Geruchsstoffe befinden. Die Idee zu dieser einzigartigen Ausstellung, bei der auch die Farben von Blinky Palermos Kunstwerk aus Grün und Blau in Farben übersetzt werden oder der Krieg – in Verbindung mit dem Gemälde von Otto Dix aus dem Jahr 1914 –, hatte der Direktor des Kunstpalasts Felix Krämer. »Mit Düften kenne ich mich persönlich überhaupt nicht aus«, sagt er, »verfolge aber die Arbeit von Robert Müller-Grünow schon lange und bin fasziniert, was Duft bewirken kann. Ganz spontan habe ich ihn vor einiger Zeit bei einem Treffen gefragt, ob man Düfte wohl ins Museum bringen kann.«
So gibt es nun auch richtigen Düsseldorfer Lokalgeruch – im wahrsten Sinne des Wortes – der im Kunstpalast ausgestellte legendäre Underground-Club »Creamcheese« bekommt den herben Geruch von Bier, Rum und Tabak. Und dann gibt es ihn doch noch, den Raum, der nach Museum riecht: Es ist der Geruch von Vergangenheit: trockenes Holz, altes Papier, Staub. Aber natürlich nicht der Geruch des Kunstpalastes. Den kann, wer möchte nun auch mit nach Hause nehmen: Im Shop wird es eine Duftkerze geben.
»DIE GEHEIME MACHT DER DÜFTE«
BIS 8. MÄRZ 2026





