Eine Maschine, die künstlerische Freiheit sichern und verbessern soll? Gar keine schlechte Idee – aber wie, bitte schön, sollte so etwas aussehen? Out of the box heißt das Künstlerduo, das beim Bundeskongress der Kulturpolitischen Gesellschaft mit seinen Gästen ins Gespräch kommen will. Auch über eben ein solches Gerät. Was müsste es alles können? Und für wen wäre es gedacht? In Vorträgen und Dialogen wird die »Kunst der Demokratie« zum Thema – und dazu von Out of the Box gemeinsam mit den Besucher*innen ein »Entwicklungslabor für Visionär*innen« entwickelt.
Theater und Kunst an der Schnittstelle zur Digitalkultur – die experimentelle Arbeit des Künstlerduos passt wunderbar zu dem Anspruch von Geschäftsführer Dr. Henning Mohr, die traditionsreiche Kulturpolitische Gesellschaft in Bonn in ein bundesweit führendes Think Tank zu Zukunftsthemen im Kulturbereich zu machen. Gern auch mit ungewöhnlichen, hybriden Formaten wie diesen. Denn Digitalität, Diversität, Nachhaltigkeit – um diese Schlagworte kreisen viele Fragestellungen, mit denen sich das Institut beschäftigt.
Kulturpolitik als Demokratiepolitik – das ist der große Themenkomplex, um den es am 9. und 10. Juni im Aquino Tagungszentrum in Berlin geht. Diskutiert wird mit rund 60 Impulsgeber*innen und Akteur*innen aus Kulturpolitik und Kulturverwaltung, aus Kultureinrichtungen, Wissenschaft und Praxis. Die Demokratie soll dabei möglichst aus vielen Blickwinkeln betrachtet werden – als politisches System, als kulturelles Konzept, als gesellschaftliche Lebensform. »Nicht zuletzt die Corona-Krise hat die Gesellschaft noch stärker polarisiert«, sagt Dr. Henning Mohr. Demokratiegefährdende Krisen zeigten sich durch soziale Spaltungen, durch Echokammern in den sozialen Medien. Einige Fragestellungen hätten zudem durch den Ukraine-Krieg eine neue Relevanz bekommen. Vor diesem Eindruck wird während des Kongresses immer wieder auch punktuell auf die Lage in der Ukraine geschaut – etwa in Podiumsdiskussionen und Gesprächen.
Drei zentrale Themenkomplexe sind geplant: Neben der Frage nach der »Demokratie in der Krise?« soll es auch um »Ende der Freiheit? – Freiheit ohne Ende?« und »Kultur als Austragungsort politischer Konflikte« gehen. »Unsere Freiheitsrechte sind nicht selbstverständlich«, sagt der Leiter des Instituts für Kulturpolitik, sie erforderten aktiven Einsatz und Schutz. Dazu passe ein Zitat der neuen Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die laut Mohr immer wieder auf die Bedeutung der Kulturpolitik als Gesellschaftspolitik verweist: »Ich verstehe mein Amt als das der Staatsministerin der Demokratie und für die Demokratie.« Daran anknüpfend wird die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien den Kongress mit einem Grußwort eröffnen. Und noch ein Novum wird es geben: Im Rahmen des Kongresses wird auch Katherine Heid als neue Geschäftsführerin der Kulturpolitischen Gesellschaft präsent sein, die zum ersten Juni mit Mohr eine Doppelspitze bildet. Die Nachfolgerin von Barbara Neundlinger ist studierte Psychologin, war zunächst in der interkulturellen Jugendarbeit u.a. beim Deutsch-Französischen Jugendwerk tätig, leitete in Brüssel das Europäische Netzwerk für Opern-, Tanz- und Musikvermittlung (RESEO) und wechselte dann zu Culture Action Europa, der europäischen Interessensvertretung für Kultur auf EU-Ebene. Zuletzt verantwortete sie bei der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung die Stabstelle Politik und Gesellschaft. Zudem ist die gebürtige Pariserin mit deutschem und britischem Pass auch noch ausgebildete Tänzerin. Klingt ganz danach, als würde Heid viele Bühnen meistern – zwischen Genres und Grenzen.
9. und 10. Juni, Berlin