Beim 41. Westwind Festival gibt es wieder eine geballte Ladung an herausragenden Theaterproduktionen für junges Publikum zu sehen, diesmal in Düsseldorf – beim Jungen Schauspiel, im FFT und im tanzhaus nrw.
In New York haben das New Victory Theater und Wissenschaftler*innen eine fünfjährige Vergleichsstudie durchgeführt, um die Bedeutung von Theater für Schüler*innen zu evaluieren. Zwei Schulklassen aus von Armut betroffenen Stadtteilen nahmen teil, die einen besuchten Theatervorstellungen und Workshops, die anderen nicht. Das Ergebnis: Der Einfluss auf Kinder und Jugendliche ist nachweisbar groß! Die Theater-Schüler*innen veränderten aktiv ihr eigenes Leben. Der Zugang zu und die Beschäftigung mit den darstellenden Künsten förderten ihre sozialen Kompetenzen, ihr kreatives Denken, ihr Selbstvertrauen. In Zeiten, in denen allerorten an der Kultur gespart wird und das Land eine deutliche Kürzung und strukturelle Änderung der Spitzenförderung für den Bereich Kinder- und Jugendtheater plant (siehe Hintergrund), sind solche evidenzbasierten Daten von zentraler Bedeutung.
Das dachten sich wohl auch die Veranstalter*innen des Westwind Festivals, die diese Studie unter dem Titel »Spark Change – The Impact of Performing Arts on Children« im Programm am 4. Juni im Jungen Schauspiel Düsseldorf präsentieren werden. Es ist der perfekte Rahmen: Westwind ist eines der bedeutsamsten Festivals für junges Publikum bundesweit, es findet bereits zum 41. Mal statt. Ausgerichtet wird es in jedem Jahr von einem anderen NRW-Theater, diesmal in Düsseldorf vom Jungen Schauspiel (der Sparte für junges Publikum des Düsseldorfer Schauspielhauses), dem Forum Freies Theater (FFT) und dem tanzhaus nrw. Das Maschinenhaus – Theater der Generationen in Essen, das im vergangenen Jahr gemeinsam mit PACT Zollverein und dem Schauspiel Essen das Festival ausrichtete, ist übrigens gerade mit einer enormen Summe über 1.000.000 Euro von der Sparkasse Essen gefördert worden für ein dreijähriges Kooperationsprojekt mit Essener Schulen. Auch das ein wichtiges Zeichen in diesen Zeiten.
Zehn Produktionen im Wettbewerb
Aber zurück nach Düsseldorf. Zehn Produktionen stehen dort im Wettbewerb, eine Kinder-, eine Jugend- und eine Fachjury vergeben am Ende ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW. Mit dabei ist unter anderen wieder die aktuell noch spitzengeförderte Theatergruppe pulk fiktion, Gewinner des Kinder- und Erwachsenenpreises aus dem vergangenen Jahr, diesmal mit »Unsere Grube« (ab 5 Jahre) nach dem gleichnamigen Roman von Emma AdBåge, wo das Spiel zum sozialen Ort der Verhandlung wird: zwischen Regen und Freiheit, Angst und Abenteuergeist.
Oder das Junge Schauspielhaus Bochum mit den »Vier Piloten« (ab 13 Jahre), die an der »Wattenscheid High« an einem Filmprojekt arbeiten. Im Stück, das der Autor Till Wiebel geschrieben hat und an dem neun Jugendliche der Drama Control mitgearbeitet haben, geht es um Liebe und um den Schmerz vermisster Zuneigung, um Rollenbilder und Ich-Suche. Die besondere Kunst dieser Arbeit ist die Leichtigkeit, mit der die Darstellenden auch durch schwere Themen springen. Die Ernsthaftigkeit, mit der sie jugendlichen Sturm und Drang durchleiden. Der Witz, trotz dem sie die Dramen des Lebens nicht ins Lächerliche ziehen.
Es gibt Klassiker (»Was ihr wollt« vom Kölner Comedia Theater, ab 14), Tanztheater (»Suits« vom Theater Oberhausen, ab 14) und Physical Comedy von TOBOSO (»Monsterrrr!, ab 7). Und das sind nur einige Beispiel aus einem vielversprechenden Programm, das ergänzt wird durch internationale Gastspiele aus Korea, Belgien, Norwegen und Tschechien sowie drei Inszenierungen der gastgebenden Häuser. Beim Straßenfest am 1. Juni geht’s raus in die Stadt – mit Open-Air-Performances, Upcycling-Basteln, Spray-Aktion, kleinen Flohmärkten und Akrobatik.
31. Mai bis 6. Juni
Im Jungen Schauspiel, FFT Düsseldorf und tanzhaus nrw