Der Schöffling Verlag bringt wieder Erik Regers »Union der festen Hand« heraus – und damit ein wunderbares Stück Literaturgeschichte über das Ruhrgebiet.
Erik Reger hat sich als Autor in Essays, Artikeln und zwei Romanen prononciert und kritisch mit dem Ruhrgebiet auseinandergesetzt. Und mit »Union der festen Hand« den unumstritten bislang besten Roman über das Revier geschrieben. Ein satirisch zugespitztes Panorama von 1918 bis 1928, das 1931 schließlich mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet wurde.
Im Mittelpunkt stehen die Unternehmen der Region: Reger macht die große wirtschaftliche Macht deutlich, die vom Zusammenschluss der Industriekapitäne der Schwerindustrie ausgeht, was einer ihrer Protagonisten zynisch so ausdrückt: »Egal ob sozialistisch, kommunistisch oder nationalsozialistisch, regieren tun wir: die Union der festen Hand.« Er schaut aber nicht nur den Unternehmern aufs Maul, der Roman blickt auch in die Lebenswelt der Arbeitersiedlungen, in denen Ruhrdeutsch oder polnisch gesprochen wird. Die Arbeiter, so das Fazit des Romans, sind die Unterlegenen. Statt die Personen dokumentarisch abzubilden, geht es Reger eher um die Motive und Strukturen der Machtausübung und die Annäherung der Union an die aufkommende NSDAP. Welche reale Personen hinter den Namen im Roman stehen, hat im Nachwort der nun fünften Neuauflage des Romans seit 1931 Andreas Rossmann erschlossen. Die Unternehmer dreschen Phrasen und schwurbeln vor sich hin nach allen Regeln der Kunst – all das ist mehr als gegenwärtig: Gestern wie heute kommt es den Mächtigen nicht auf die Wahrheit an. Sondern auf Wirkung.
Erik Reger: Union der festen Hand – Roman einer Entwicklung, Schöffling Verlag, 640 Seiten, 32 Euro