Helmut Warnke organisiert im Gelsenkirchener Metropolengarten das Querbeet-Festival mit Musik, Theater und Kunst im Juli und im August mit »Nah und Fern« ein weiteres für Literatur. Ein Gespräch.
Eine Schrankwand im Gelsenkirchener Barock steht mit einer Wohnzimmerlampe auf der Bühne. Gleich daneben liegen Gewächshäuser, in denen Kunst ausgestellt wird, eine Villa, in der einst ein Zechen-Direktor residierte und ein Kutscherhaus, dessen kunstvolle Eingangstür zuletzt die Künstlerin Vera Vorneweg mit ihren akribischen Schriftzügen belegte. Denn im Gelsenkirchener Metropolengarten der Villa Dahlbusch hinterlassen Künstler*innen seit Jahren ihre Spuren: Dafür sorgt Helmut Warnke, der im Juli das Querbeet-Festival mit Musik, Theater und Kunst, im August mit »Nah und Fern« ein weiteres für Literatur organisiert. Ehrenamtlich – und an einem besonderen Ort.
kultur.west: Herr Warnke, was genau ist der Metropolengarten?
WARNKE: Er liegt im Schatten der denkmalgeschützten ehemaligen Direktorenvilla Dahlbusch, die 1882 nach Plänen des Architekten Peter Zindel erbaut wurde. Der Garten drumherum diente früher auch mit zur Versorgung der Bergarbeiter – heute ist er zweigeteilt: Ein Teil wird als Gemeinschaftsgarten genutzt, der andere für kulturelle Veranstaltungen wie für unsere Festivals.
kultur.west: Wie entsteht das Musikprogramm?
WARNKE: Wichtig ist uns Vielfalt – und Qualität. Ein paar Musikveranstaltungen sind mittlerweile ein fester Bestandteil des Festivals. So das Oldiekonzert mit den Servants, Jazz mit dem Meinhard Siegel Trio+ oder der städtischen Musikschule. Aber in den vergangenen Jahren kamen auch immer wieder vielversprechende Newcomer hinzu.
kultur.west: Wie sind Sie auf die Indiepop-Sängerin Stina Holmquist gekommen, die diesmal auftritt?
WARNKE: Man fühlt sich sehr schnell gefangen von ihr. Die gefühlvolle Intensität ihrer Musik passt hervorragend zu einer lauen Sommernacht in einem verwunschenem Garten.
kultur.west: Im August geht es dann beim Literaturfestival »Nah und Fern« weiter.
WARNKE: Ja, aber auch hier gehen Vorfinanzierung und Planung Hand in Hand, denn alle Veranstaltungen sollen ja ohne Eintritt sein.
kultur.west: Das Überthema »Nah und Fern« nehmen Sie bei der Auswahl der Autor*innen dann schon wörtlich…
WARNKE (lacht): Ja, aber es ist eigentlich nur eine lose Klammer. Ein Schwerpunkt liegt auf Autorinnen und Autoren aus dem Ruhrgebiet und dem angrenzenden Rheinland. Aber unser Hintergedanke ist auch, über den Tellerrand zu schauen, auf Literatur, die sich aus unterschiedlichen Kulturen speist. So sind dieses Jahr Rasha Kayad oder Ines Habich-Milowic bei uns zu Gast.
kultur.west: Manche Autor*innen kommen aber auch immer wieder zu Ihnen, wie Annika Büsing, Frank Goosen oder John von Düffel.
WARNKE: Annika Büsing hatte 2022 den Literaturpreis Ruhr gewonnen, dessen Preisträger wir eigentlich immer versuchen, zu uns einzuladen. Diesmal ist sie im Rahmen von »Ferngespräch« da, eine Reihe, die das Literaturgebiet Ruhr organisiert – in einer Doppellesung mit Cigdem Akyol. Mein Interesse an John von Düffel hat eine besondere Vorgeschichte. Sein erster Roman, »Vom Wasser«, spielt in der Nähe meiner alten Heimat Warburg. Das Buch hatte mich seinerzeit so fasziniert, dass ich damals schon einen Kontakt zu ihm aufgebaut habe.
4. bis 13. Juli, Queerbeet-Festival
22. bis 31. August, Literaturfestival »Nah und Fern«