Im uralten Kloster Dalheim Hermann Hesses »Narziss und Goldmund« lauschen. Und mit Johann Sebastian Bach im Ohr den Blick übers Ravensberger Hügelland genießen. Auf den Rängen der Arena in Verl der Autoren-Nationalmannschaft zujubeln. Oder im Gräflichen Park von Bad Driburg an Friedrich Hölderlin zurückdenken und an jene große, tragische Liebe, die der junge Dichter just an diesem Ort erlebte.
Seit dem Jahr 2000 führen die »Wege durch das Land« und bieten solch ungewöhnliche Erlebnisse. In dieser Zeit sind bereits viele tausend Besucher mit dem Festival in Ostwestfalen-Lippe umhergestreift, haben bekannte oder versteckte Orte kennengelernt oder neu entdeckt: Schlösser, Kirchen, Gutshöfe… Burgen und Klöster, Parks und Wälder werden zu Bühnen. Aber auch Bibliotheken, Sportclubs oder Werkhallen können Schauplätze sein für Lesungen, Performances, Konzerte, die jedes Mal fein abgestimmt sind auf den jeweiligen Ort und ihn oft in einem ungewohnten Licht erscheinen lassen.
Immer wieder werden dabei auch eigens für diesen Anlass Auftragsarbeiten realisiert. Diesmal ist etwa Rebekka Kricheldorf dabei: Die Autorin nimmt das diesjährige Motto des Festivals »Freiheit & Angst« zum Anlass für eine Corona-Zeitgeist-Betrachtung. Ihr Text mit dem vielsagenden Arbeitstitel: »Das Abenteuer – ein Nachruf« stellt die spannende Frage, ob wir die langsam wieder wachsenden Freiheiten wirklich nutzen werden, oder die Pandemie womöglich am Beginn eines neuen Biedermeiers steht.
Von Anfang an hat die Kunststiftung NRW die »Wege durch das Land« gefördert. Ebenso wie eine Reihe weiterer Literatur-Festivals, die auch diesen Sommer in NRW kulturell erfrischen und nach der Corona-Durststrecke besonders willkommen sind: Das Kunstfest »Via Nova« in Corvey ist darunter, das Kölner »Auftakt Festival für Szenische Texte« oder das Symposium zu Thomas Kling auf der Raketenstation Hombroich.
Wir haben einiges verpasst im Lockdown. Auch die »Wege durch das Land« mussten im Frühjahr etliche Stationen überspringen – interessante Programmpunkte, die nun, soweit möglich, nachgeholt werden und das Festival bis in den Spätsommer hinein verlängern.
Am Wegesrand werden einem dann etwa die Schauspielerin Judith Rosmair, die Tänzerin Anna Fingerhuth und die Komponistin Anna Bauer begegnen, um gemeinsam das durch Corona wieder brandaktuelle Emanzipationsthema anzugehen: Hat uns die Krise womöglich um Jahrzehnte zurückgeworfen?
Treffen wird man auch auf Gerhard Falkner, der aus seinem aktuellen Gedichtband »Schorfheide« lesen will. Zum Ausruhen laden dann die Streuobstwiesen vor dem Hof Meyer zur Müdehorst, wo das Duo Aliada das Freiheits-Motto interpretiert – wer weiß, vielleicht werden die Musiker mit Akkordeon und Saxophon ja schon den ein oder anderen reifen Apfel vom Baum holen.
»WEGE DURCH DAS LAND« Festivalabschnitt Eins: bis 17. Juli 2021. Festivalabschnitt Zwei: 12. August bis 18. September 2021. Karten und Infos: WWW.WEGE-DURCH-DAS-LAND.DE
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