Seit Karl Heinz Bohrer in Günter Netzer den Mann sah, der – mit wehend langen Haaren und Traumpässe im Dutzend schlagend – »aus der Tiefe des Raumes kam«, hat die Fußballintelligenz ihr geflügeltes Wort. Allein der Untertitel von Frank Goosens Beitrag zum großen Fußball-Jahr lässt vermuten, dass auch der bekennende Anhänger des VfL Bochum den Stoff für sein neues Programm irgendwo in jener utopischen Grünzone gefunden hat, in die sich der Fußball-Feuilletonismus so gern einmauert: »Echtes Leder – Geschichten aus der Tiefe des Raumes«. Schon das Wörtchen »echt« in Zusammenhang mit Fußball zu bringen, mag für die Beobachter des aktuellen Spielgeschehens ja nostalgisch anmuten. Doch glücklicherweise ist Goosens Programm gänzlich frei von hochkulturellen Verstiegenheiten, genauso wie von romantischen Untertönen. Dankbar ist man mittlerweile ja auch, dass Goosen auf die übliche Fußballkomikfolklore verzichtet, also auf enge Trikots und sonstige Brauchtums-Accessoires, durch die sich die niederen Instinkte der Fußballverächter so leicht befriedigen lassen.
Was aber macht Frank Goosen? Er ist Fan. Erzählt vom samstäglichen Wahnsinn, ist immer auf Ballhöhe, ohne die Übersicht zu verlieren. Weil er mit beiden Beinen in der Stadionkurve steht, dabei aber immer sich und die Ränge im Blick behält, vermag er so überaus komisch aus dem Paralleluniversum Fußball zu berichten. Zugleich intelligenter Heimatabend und Liebeserklärung an das »echte Leder«, ist dieser Abend ein hervorragendes Beispiel dafür, dass so etwas wie Fußball-Kultur auch jenseits des Platzes existiert. Wer hätte das noch für möglich gehalten? Gerade mit Blick auf das, was einem landauf, landab im Windschatten der WM schon Monate vor dem Fest so alles offeriert wird, lässt »Echtes Leder« uns Verzweifelte ahnen, dass das Nebenprogramm zu den Spielen mehr sein kann als verbales Herumgebolze und Fußball-choreografisch aufgerüschte Artistik. ANK
Termine: www.frankgoosen.de