Sogar die Video-Aufnahmen aus der Henrichshütte und Zeche Zollern haben noch geklappt. Ryoichi Kurokawa wird sie am 4. und 5. November in seine Dortmunder Performance zur Eröffnung von »Futur 21 – kunst industrie kultur« einfließen lassen, und das, sagt Clemens Walter, freue ihn besonders. Denn damit ist eine Prämisse erfüllt, die ihm als künstlerischem Leiter des Festivals besonders wichtig ist: Alle Installationen, Performances und künstlerischen Interventionen sollen sich auf die Orte beziehen, an denen sie stattfinden. Im Auftrag der Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen Lippe (LWL) schickt Walter 16 Industriemuseen bis Anfang April auf die Suche nach Antworten auf drängende Zukunftsfragen. Die beiden öffentlichen Träger kooperieren in diesem Umfang erstmalig. Dabei geht es nicht nur um Energie und Ressourcen, Arbeit und Fortschritt. Die industriegeschichtlichen Standorte sollen mit Präsentationsformen experimentieren, die bisher den Großen wie Essens Zollverein oder dem Duisburger Landschaftspark-Nord zu eigen waren.
Dabei, so Clemens Walter, seien auch sie, die Zechen und Schmieden, Glashütten und Spinnereien, zu ihrer Zeit schon einmal Orte gewesen, die für Innovation standen. Jetzt gelte es wieder Zukunftsthemen zu verhandeln – die Kunst, die dort gezeigt wird, gibt Anregungen dazu. »Wir haben uns von allen Künstler*innen gewünscht, dass sie mit dem Ort und dessen Geschichte arbeiten«, sagt Walter. Konkret heißt das etwa: Möglichst wenig Videoleinwände aufzuhängen, sondern auf die rohen Wände der Industriestätten zu projizieren. Angekündigt sind Licht- und Klanginstallationen, Experimente mit Augmented Reality, Spielformate und Begegnungen mit künstlicher Intelligenz. »Wir sehen etwa einen Fabrikroboter, der eine Michelangelo-Skulptur nachfräst – und er macht das erschreckend gut.« Auf Zeche Nachtigall, die einmal als Ziegelei diente, wird es um die Frage gehen, wie die Grundsteine für Behausungen auf dem Mond entstehen können. »Wie wollen im Industriemuseum einen Kunst-Erfahrungsraum schaffen«, so Walter.
Den Auftakt macht am 4. und 5. November der Fachkongress »Industrial Culture for Future« mit Vorträgen und Debatten, der in eine Charta für die moderne Industriekultur münden soll. Am Abend des 4. November ist Ryoichis Kurokawasas Installation »Subassemblies« zu sehen, eine multimediale Projektion, in der regionale Bezüge neu zusammenmontiert werden. Am 5. und 6. November wird der Oberhausener Peter-Behrens-Bau mit blauem Licht umflutet. Die Installation »Waterlicht« von Daan Roosegaarde verwies schon vor dem UN-Hauptquartier auf die Gefahr des steigenden Meeresspiegels und wird nun in Beziehung zu den Ewigkeitsaufgaben gesetzt: Als Folge des Steinkohle-Bergbaus würde sich das Revier ohne das ständige Abpumpen des Grundwassers in eine Seenlandschaft verwandeln. Heute wird darüber nachgedacht, ob die Wärme des Wassers nicht auch Zukunftsperspektiven bieten – energetisch betrachtet.