Warum faszinieren uns Waffen? Und zwar so sehr, dass sie in Filmen und Videospielen eine maßgebliche Rolle spielen? Und wie können wir nachhaltig Frieden schaffen? Mit solchen Fragen beschäftigt das Düsseldorfer Stadt:Kollektiv in »Kriegsspiele«.
Gernot Grünewald hat schon einige Theaterparcours entwickelt, eine Welt nach der Klimakatastrophe in Anlehnung an Thomas von Steinaeckers Science-Fiction-Roman »Die Verteidigung des Paradieses« an den Münchner Kammerspielen inszeniert. Oder in einem Videowalk die Frage nach der Wahrheit und Konstruktion von Wirklichkeit (»UN/TRUE«) gestellt. Jetzt feiert »Kriegsspiele« in Düsseldorf Premiere, erarbeitet mit dem Stadt:Kollektiv des Schauspielhauses.
»Ein Parcours ist wie eine Reise«, sagt Grünewald. »Man kommt den Spielenden teilweise sehr nah, wird Teil der Situation, ohne mitspielen zu müssen.« Diesmal geht es um das Thema Waffen. Und in den Theaterkeller. In Neunergruppen wird das Publikum durch Gänge und Räume geführt. Verschiedene Spielorte für verschiedene Perspektiven und künstlerische Zugriffe aufs Thema, das mache so ein Parcours möglich. Da trifft das Publikum dann etwa auf Mirkan, der im Rollstuhl sitzt und beim Sportschießen seine Behinderung vergessen kann. Oder auf Finn und die Zwillinge Adam und Jad, die den Krieg nicht nur aus ihrem Lieblings-Ego-Shooter »Call of Duty« kennen, sondern aus Damaskus nach Köln geflohen sind.
Expert*innen des Alltags
Das Stadt:Kollektiv ist die Sparte »zum Mitspielen, Mitmachen und Mitdenken«, wie es in seiner Selbstbeschreibung heißt. In den Inszenierungen spielen Düsseldorfer*innen. Als Expert*innen des Alltags prägen sie mit ihren Geschichten die Produktionen. In »Kriegsspiele« werden die Perspektiven durch die Worte von Friedensaktivist*innen, Politiker*innen, Historiker*innen und Mitarbeiter*innen der Bundeswehr ergänzt, die dem Publikum über Kopfhörer zugespielt werden. Wie enden Kriege und wie ist Frieden haltbar? Trägt Aufrüstung zur Deeskalation bei?
Gernot Grünewald und Dramaturg Lasse Scheiba begannen vor zwei Jahren, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Damals sei es nicht mehr so einfach gewesen, eine pazifistische Grundüberzeugung aufrecht zu erhalten. »Das Thema Waffenproduktion und ihre Lieferung ist mit Beginn der weltpolitischen Zeitenwende und des russischen Angriffskrieges komplexer und kontroverser geworden», erklären sie. Können Waffen Friedensinstrumente sein? Sie hätten sich gefragt, was die Faszination von Waffen ausmacht. »Da ist jemand, der immer Krieg gespielt hat, aber eigentlich als Freiwilliger in der Ukraine helfen will, Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Oder die Zwillinge aus Syrien, die mit dem Computer und Plastikwaffen Krieg gespielt haben, bis der Wirklichkeit wurde, sie vor ihm geflohen sind, um in Deutschland dann wieder Krieg auf dem Computer zu spielen.« Das Thema ist brisant. Mit den Spielenden begibt sich das Publikum auf eine Suche. Dabei geht es um Hobby und Realität, Krieg und Frieden. Vorkenntnisse sind übrigens nicht nötig.
»Kriegsspiele«
22. Februar (Premiere), 27. Februar
Düsseldorfer Schauspielhaus, Unterhaus