Wenn der Föhn angeht, ist es vorbei. Zumindest mit dem »normalen« Ping-Pong. Wenn die Ventilatoren einsetzen, der kleine, weiße Ball auf die präparierte Tischtennisplatte trifft, plötzlich Sounds auslöst und auch noch in eines der vielen Löcher zu stürzen droht, dann enden die Gesetze der Schwerkraft – und das Spiel beginnt. »Pung/Pang/Peng« haben Rochus Aust und das 1. Deutsche Stromorchester ihre Installation für »Next Level« genannt, bei der das Publikum selbst zum Gegner wird – oder zum Sieger. Denn gespielt mit dem Ensemble des Kölner Experimentalmusikers. Oder gegen ihn.
3500 Quadratmeter groß ist die Fläche auf der Zeche Zollverein, die das »Festival for Games« vom 25. bis 27. November in eine digitale Spielewelt verwandelt. Federführend organisiert wird »Next Level« vom NRW Kultursekretariat Wuppertal mit der Stadt Essen und der Stiftung Zollverein – auf dem Programm stehen Performances und Diskussionen, Vorträge, Workshops, Werkstätten. Und natürlich Computerspiele, die etwa in vier »Landschaften« erkundet werden können. »Seperate together« – das Motto sagt es schon: Hier soll es vor allem um die Frage gehen, wie Spiele uns verbinden oder womöglich trennen. So wird unter dem Titel »Community & Competition« unter anderem in »SnackHunter« der Teamgeist vieler gefragt sein, während weitere Spiele gemeinsame Erfahrungen in den Mittelpunkt stellen und etwa in »Stray« eine streunende Katze durch eine rätselhafte Welt geschickt wird. Um Selbstoptimierung, sogar im kapitalistischen Sinn, soll es in einem weiteren Bereich gehen, in dem unter anderem »Cuphead« ausprobiert werden kann – ein Spiel, das für seine fantastischen Welten Cartoon-Ästhetik der 30er Jahre mit neuester Technik kombiniert.
Neben einem Game-Parcours, den Tobias Kopka zusammengestellt hat, sind eigens für das Festival entwickelte Formate zu erleben. Kopka war es auch, der mit Anna-Carolin Weber die Tanz-Performance »I Spy with My Little Eye« für Halle 5 entwickelt hat: Über Virtual Reality sollen die Besucher*innen spielerisch in Kontakt mit einer realen Tänzerin treten und gemeinsam zu einer raumgreifenden Bewegungsskulptur werden – vorausgesetzt, man hat für die 20-minütige Eins-zu-Eins-Begegnung mit der Performerin zuvor einen entsprechenden Zeit-Slot gebucht.
Digitales Musiktheater-Videospiel und »Political Party«
Mit »opera – a future game« will der Regisseur Michael von zur Mühlen ein interaktives, digitales Musiktheater-Videospiel mit auf das Gelände des UNESCO-Welterbes bringen. Er hat einen Text von Thomas Köck und eine Komposition von Ole Hübner im Gepäck, die vor der Pandemie ein Stück für die Münchener Biennale entwickelt hatten – die zu einer Art Gespensteroper wurde, denn uraufgeführt wurde es nie. Entstanden ist nun aus ersten Audiomitschnitten, Filmaufnahmen des opulenten Bühnenbildes und aufwendigen 3D-Animationen eine Mixed-Media-Installation.
Durch eine Partnerschaft mit dem »Now-Play-This«-Festival aus London wird es in Halle 12 spielbare Exponate rund um das Thema Demokratie geben – bei »Political Party« müssen Spieler*innen zusammenarbeiten, um ein bestimmtes Wahlergebnis zu erreichen. Bei »Playing Democracy« werden die Spieler*innen selbst zu einem Teil des Game-Klassikers Pong – und ihre Körper. Außerdem stehen Games bereit, die bereits mit dem »Deutschen Computerspielepreis« ausgezeichnet wurden.
Dass Ausgrenzung, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit auch vor der Spieleszene nicht Halt machen, wird bei einem medienpädagogischen Forum am 25. November Thema: Eingeladen sind nicht nur pädagogische Fachkräfte, um nach Lösungen zu suchen, um Teilhabe und Medienkompetenz auch in der digitalen Spielewelt zu stärken. Neu ist ein Kreativprogramm, das für Essener Schulen angeboten wird. Bis zu zehn Klassen und Jugendgruppen sind eingeladen, eigene Spiele entwickeln. Überhaupt soll es am Ende auch etwas für mit nach Hause geben: Wer – »Pung/Pang/Peng!« – eine Partie Tischtennis der besonderen Art geschafft und dabei manchen Sound aktiviert hat, bekommt das Duell schließlich mit nach Hause. Als Soundmitschnitt auf MP3.
25. bis 27. November, Zeche Zollverein