Für »herausragende Titel aus dem und über das Ruhrgebiet«, wird er vergeben, der Literaturpreis Ruhr. Die Liste seiner Preisträger*innen ist jedenfalls namhaft und lang – Liselotte Rauner hatte ihn 1986 als erste bekommen, 1988 Max von der Grün, 2001 Brigitte Kronauer, Judith Kuckart (2009) oder Mithu Sanyal (2021). Zum ersten Mal in seiner Geschichte hat ihn nun allerdings ein Autor abgelehnt – wenn auch indirekt. Denn Ralf Rothmann war schon 1996 mit ihm ausgezeichnet worden, in diesem Jahr also zum zweiten mal nominiert. Und so trat er auf eigene Bitte von der Short List zurück: Er fühle sich zwar geehrt, teilte Rothmann der Jury per E-Mail mit, dass er mit »Die Nacht unterm Schnee« aus ihrer Sicht für die Auszeichnung infrage zu komme. Aber »es ergäbe in meinen Augen ein schiefes Bild, so einen Preis zweimal zu erhalten«.
50 Werke hatten auf der Leseliste der Jury gestanden. Vier verbleiben nun auf der Shortlist des mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreises, den jährlich zwar der Regionalverband Ruhr vergibt, der aber organisatorisch und konzeptionell vom Literaturbüro Ruhr betreut wird. Erstmals steht auf ihr ein Werk, das aus einer Fremdsprache ins Deutsche übersetzt wurde. Der Gedichtband »Grabtuch aus Schmetterlingen« ist auf Arabisch und Deutsch erschienen, weshalb nicht nur die Autorin Lina Atfah selbst nominiert wurde, sondern auch ihre Übersetzer*in Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi. Hinzu kommt Mariusz Hoffmanns tragikomischer Coming of Age-Roman »Polnischer Abgang«, Lisa Roys eindrückliches Debüt »Keine gute Geschichte« und Martin Simons Familienroman »Beifang«, in denen er von Armut, Gewalt und Überlebensstrategien in den Wirtschaftswunderjahren erzählt. Vergeben werden außerdem ein mit 5000 Euro dotierter Förderpreis an eine*n Nachwuchsautor*in und ein undotierter Ehrenpreis an eine Person oder Organisation, die sich für die Literatur in der Metropole Ruhr verdient gemacht hat. Die Verleihungsgala findet am 14. September 2023 in der Kreuzeskirche in Essen statt.